Süddeutsche Zeitung

Mobilfunk:Zwei für drei

Weßling will einen Wald an Masten vermeiden und hofft, gemeinsame Standorte für die Betreiber zu finden. Eine Variante mit zwei Antennen bietet laut Untersuchung eine hohe Netzabdeckung

Von Patrizia Steipe, Weßling

Elf Standorte für Mobilfunkmasten hat Hans Ulrich in den vergangenen Monaten im Auftrag der Gemeinde untersucht. Der Gutachter der Firma "Funktechanalyse.de" stellte die Ergebnisse nun dem Gemeinderat und den Vertretern von Telekom, Vodafone und Telefonica vor. Die gute Nachricht vorweg: "Die Untersuchung liefert keine Hinweise, dass der in Deutschland gültige Grenzwert überschritten wird beziehungsweise werden könnte", so Ulrich. Allerdings sind dies nur Prognosen. Die tatsächlichen Strahlenwerte können erst gemessen werden, wenn die neuen Masten in Betrieb sind. Insgesamt könnten mehrere Standorte parallel realisiert werden. Darüber abgestimmt wurde in dieser Sitzung aber noch nicht.

Am besten schnitt für Ulrich der Standort "Adelsberg" (A01) ab. "Er ermöglicht eine solide, vergleichsweise schonende Abdeckung", sagte er. Allerdings gebe es Schwachstellen am westlichen und nordwestlichen Ortsrand sowie in durch den Wald abgeschatteten Bereichen rund um den Adelsberg. Diese Einschränkungen wären geringer, wenn der Mast 40 Meter hoch sein würde. "Die Antennen sollten zur Vermeidung von abschattungsbedingten Versorgungseinschränkungen knapp zehn Meter aus dem Wald herausstehen". Eine bessere Abdeckung mit mehr Immissionen, die aber noch klar unter dem Grenzwert liegen, könnte mit einer "Zweimastlösung" erreicht werden. Hier wäre es günstig, wenn ein Mast am Standort "Freizeitheim Oberpfaffenhofen" mit dem Standort "östlich vom See" kombiniert würde.

Weil der Standort auf dem Dach des abgerissenen Hotels Post, den Telekom, Vodafone und Telefonica gemeinsam genutzt hatten, weggefallen ist, hatten sich die Mobilfunkbetreiber auf der Suche nach Alternativen 2019 an die Gemeinde gewandt. Derzeit wird der Ort von zwei provisorischen Funkmasten - im Bereich des ehemaligen Hotels Post (Telekom und Telefonica) und beim Sportplatz (Vodafone) - versorgt. Aus den Provisorien sollen nun endgültige Lösungen werden, die im besten Fall gemeinschaftlich genutzt werden, um einen Antennenwald zu vermeiden. Ulrich hat auch "Flächenversorgung" und "Kapazität" untersucht. Schließlich sollen die Haushalte nicht nur gering bestrahlt werden, sondern auch einen guten Handyempfang haben und große Datenmengen verarbeiten können. In den vergangenen zehn Jahren sei das Datenvolumen um den Faktor 80 gestiegen. "Deswegen braucht der Mobilfunk mehr Standorte", so Ulrich.

Am günstigsten wäre es, wenn alle Betreiber dieselben Masten nutzen würden. Der Standort "Adelsberg" würde in dem Fall die geringste Strahlenbelastung bedeuten, aber ein paar Bereiche nicht optimal versorgen. Für Telefonica-Sprecher Hilmar Möhlmann wäre das akzeptabel. Auch die Variante mit zwei Masten, die für Oberpfaffenhofen besser wäre, käme in Frage. "Das ist zwar teurer, aber würde langfristig sogar eine bessere Versorgung garantieren", so Möhlmann.

Vodafone und Telekom wollen an den derzeitigen Standorten bleiben. Auch sie überschreiten laut Untersuchung keine Grenzwerte. Vodafone sendet bereits vom Provisorium am Sportplatz. Die Telekom möchte die Antenne wieder auf den Neubau der "Post" stellen. Das Unternehmen hat schon einen Vertrag mit langer Laufzeit. Deswegen sieht es laut Firmenschreiben derzeit keine Veranlassung, sich an einer alternativen Bewertung zu beteiligen. Falls die Kapazität nicht ausreicht, könnte sich die Telekom aber vorstellen, zusätzlich den Vodafone-Standort mit zu nutzen. Die Gemeinde will nochmals mit den Mobilfunkbetreibern verhandeln, um eventuell doch gemeinsame Standorte zu finden.

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Quelle:
SZ vom 16.10.2020
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