Süddeutsche Zeitung

Mobilfunk im Zug:35-Meter-Mast stößt auf Unverständnis

Die Einwohner des Feldafinger Ortsteils Garatshausen kritisieren, dass die geplante Anlage an den Gleisen so hoch werden soll.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Der geplante Mobilfunkmast an der Bahnlinie beunruhigt die Garatshausener. Die Besucher der Ortsteilversammlung am Dienstag kritisierten vor allem, dass die Anlage 35 Metern hoch werden soll. Dass Nachbargemeinden mit Zehn-Meter-Masten auskommen, in Garatshausen aber die mehr als dreifache Höhe vorgesehen ist, stieß bei den etwa 40 Teilnehmern auf Unverständnis. Ein kleinerer Mast wäre ausreichend, meinte ein Bürger. Der Betreiber ziele auf maximalen Nutzen für Feldafing und Tutzing ab - und die Garatshausener hätten die Nachteile. Ein Besucher schlug vor, den Standort zu verlegen in Richtung Unterführung, ein anderer regte an, den Mast zu verkleiden, sodass er nicht von weitem sichtbar sei.

Die Bahn benötigt die Anlage an den Gleisen, um die Telekommunikation in den Zügen zu gewährleisten. Im Mai hatte der Feldafinger Gemeinderat den Bauantrag abgelehnt, weil die Erschließung nicht gesichert sei. Um diese zu gewährleisten, hat sich laut Bürgermeister Bernhard Sontheim unterdessen ein Grundeigentümer bereit erklärt, ein Teilstück seines Areals zu verkaufen. Er verlange aber eine Haftungsausschlusserklärung des Betreibers. Diese liege bislang noch nicht vor.

Einige Garatshausener schielen auf die Nachbargemeinde Tutzing, die ein Mobilfunkkonzept ausgearbeitet hat. Sontheim setzt stattdessen auf Verhandlungen mit den Betreibern. Damit sei die Gemeinde stets gut gefahren, sagte er. Nach Angaben des Rathauschefs ist es Ziel der Gemeinde, dass die Schweizer Grenzwerte eingehalten werden, die wesentlich niedriger seien als die deutschen. "Das hat Feldafing bislang geschafft - und wird auch in Garatshausen möglich sein", so Sontheim.

Wie er erläuterte, sei die Höhe von 35 Metern notwendig, damit auch die Garatshausener versorgt werden können. Schon bei einer Höhe von 25 Metern wäre das nicht mehr möglich und es müsste ein zweiter Mast gebaut werden.

Ein weiteres Thema war der Verkehr - ein Dauerbrenner in dem Ortsteil, in dem laut Sontheim zusammen mit den Altenheimbewohnern knapp 400 Bürger leben. Nach den Erfahrungen der Anwohner sind die Autofahrer an der Seestraße und auch an der Traubinger Straße zu schnell unterwegs. Ein Fortschritt wurde laut Sontheims in Sachen Bedarfsampel an der Seestraße erzielt. Sie werde kommen, sagte er. Die Verkehrszählung dürften die Garatshausener selbst vornehmen. Er versprach darüber hinaus, dass alle Verkehrsschilder in Garatshausen bei einer Ortsbegehung geprüft werden sollen. Die Gemeinde will zudem gegen das wilde Parken am Seeweg vorgehen. Auch die Umgestaltung des Dorfplatzes mit Verlegung der Bushaltestellen nimmt Gestalt an. Zur Entwicklung des Bundeswehrgeländes sagte Sontheim: "Die Konversion werde ich in meiner letzten Amtszeit nicht mehr erleben."

Nachdem die Hans-Albers-Villa unter Denkmalschutz gestellt wurde, werde er sich von den Plänen des Freistaats überraschen lassen habe, so der Rathauschef. Er empfahl, dass sich die Garatshausener mit allen Fragen an die einstimmig wiedergewählte Ortssprecherin Imke Schmid wenden könnten. Sie vertrete die Bürger "wirklich gut". Die 53-Jährige lebt seit 14 Jahren in Garatshausen und bezeichnete sich selbst als "die mit den Schafen, den Hühnern und den Bienen".

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SZ vom 17.07.2020
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