Süddeutsche Zeitung

Mobilfunk:Antennen-Standorte dringend gesucht

Bislang nutzen drei Anbieter eine Anlage auf dem Gasthof zur Post in Weßling gemeinsam. Jetzt wird die Gaststätte abgerissen und die Netzbetreiber halten nach Alternativen Ausschau

Von Patrizia Steipe, Weßling

Der mobile Datenverkehr in Deutschland hat Wachstumsraten von 50 bis 60 Prozent, und das wird sich in Zukunft noch erheblich steigern. Dazu kommt, dass jeder Deutsche im Schnitt 1,6 Sim-Karten für ein Handy besitzt. Dies alles habe Auswirkungen auf das Funknetz, erklärten in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Vertreter der Netzbetreiber Telekom, Telefonica und Vodafone. Nachdem die in Weßling gemeinschaftlich genutzte Antenne wegen des Abbruchs des "Gasthofs zur Post" abgebaut wird, sind die Netzbetreiber auf der Suche nach Alternativen. Vodafone funkt bereits seit Anfang des Jahres von einem provisorischen mobilen Sendemasten rund 200 Meter vom Sportplatz entfernt. Bis Ende Mai möchte die Telekom nachziehen. Langfristig müssen jedoch weitere leistungsfähige Standorte gefunden werden.

Bei der Suche soll die Gemeinde Weßling beteiligt werden. Bei einem Informationsgespräch im Gemeinderat stellten Thomas Bauer (Telekom), Christian Schilling (Vodafone) und Hilmar Möhlmann (Telefonica) klar, dass langfristig jeder Betreiber einen innerörtlichen und einen außerörtlichen Standorte brauche, um den Kunden eine optimale Handynutzung zu gewährleisten. Dabei könnten die Masten eventuell auch gemeinschaftlich genutzt werden.

Bauer hatte den Gemeinderäten Karten mitgebracht, auf denen die Netzabdeckung mit einem und mit zwei Masten farbig markiert war. Bei einem Masten außerhalb der Ortschaft - das wäre die Wunschlösung des Gemeinderats - sah man etliche unversorgte Flächen in der Gemeinde und ein "recht dünnes Netz" bei der Autobahn.

"Ein zusätzlicher Standort in der Ortsmitte muss sein", betonte Bauer. Vor allem, da auch die S-Bahn-Linie versorgt werden müsse und in Zukunft mit dem neuen Mobilfunkstandard "5 G" die Internetkommunikation noch schneller werden soll. Viele Bürger hätten Flatrates und würden ihre Handys nutzen "bis zum Exzess", erklärte Bauer in der Sitzung. "Wir haben ein Kapazitäts- und kein Reichweitenproblem". Auch für die Digitalisierung der Schule wäre die Versorgung wichtig. Sicherheitsbedenken wegen der Strahlen bräuchten die Eltern nicht zu haben. Die Wlan-Router in dem Klassenzimmern würden weit mehr strahlen und die Bundesnetzagentur hätte bestimmte Sicherheitsabstände vorgeschrieben ohne die es keine Standortbescheinigung gebe.

Die Frage von Klaus Ebbinghaus (Grüne), ob wenigsten zwei Handymasten für alle drei Anbieter ausreichend seien, beantwortete Möhlmann mit "grundsätzlich ja". Allerdings müsste die Statik auf dem jeweiligen Hausdach ausreichen, denn der Dachaufbau und die Höhe der Antenne auf dem Dach würden höher werden. Angesichts rund zehn Meter, die der Mast herausragen würde, seien unauffälligere kleinere Aufbauten in der Ortsmitte häufig die bessere Option.

So weit ist es aber noch nicht. Derzeit würde den Netzbetreibern jeweils ein Standort als Provisorium ausreichen. Angesichts des schwierigen und emotionsgeladenen Thema beschloss der Gemeinderat einen Sachverständigen zu beauftragen, die drei Netzbetreiber bei der Suche nach den endgültigen Sendemaststandorten zu unterstützen. Bis dahin dürfen die Provisorien bleiben.

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Quelle:
SZ vom 22.02.2019
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