Mitten in Gauting:Weinen um die SPD

Sind es echte Tränen oder nur die vom Krokodil?

Kolumne von Blanche Mamer

Ja, es ist schon schade um die Gautinger SPD. Ein Jammer, dass die einst auf ihre blutrote Fahne so stolzen Gautinger Sozialdemokraten, die bis vor vier Jahren die Bürgermeisterin stellten und mit sechs Gemeinderäten am Ratstisch saßen, nicht mehr vertreten sind. Eine SPD-Fraktion gibt es nicht mehr.

Die wenigen alteingesessenen und sicher ziemlich betagten Arbeiter verstehen die Welt nicht mehr. Da ist es schon erstaunlich, dass die Gautinger CSU das Verschwinden der SPD ausdrücklich bedauert, wie der Ortsvorsitzende und Gemeinderat Stephan Ebner erklärt. Sind das nun Krokodilstränen oder sind sie echt? So ganz ohne Opposition macht das Arbeiten ja nun wirklich keinen Spaß. Wobei er betont, wie sehr er die Gemeinderäte, die bisher die SPD vertraten, schätze. Möglicherweise, weil sie gegen keinen der strittigen Pläne opponierten und bei allen Großprojekten die CSU unterstützten.

Die Grünen dagegen mosern. Immer. Egal ob es um Kultur, ökologische Belange, Schulareal oder Bahnhof geht. Dass sie dem Haushalt nicht zustimmen und in den Sitzungen immer wieder Widerworte geben, mögen die von der CSU gar nicht. Gibt es sie also doch, die Opposition? Und weil sich die Grünen bundesweit auf einem Höhenflug befinden, treibt das auch die Gautinger CSU um.

Irgendwie glaubhafter klingt da Jürgen Schade, der mehr als 40 Jahre lang als SPD-Mitglied in der Gemeinde sehr aktiv war. Als er sein Parteibuch im August 2011 zurückgab und kurz danach zu den Grünen wechselte, schien das zunächst ein Einzelfall zu sein. Und doch war es der Beginn des Untergangs der Gautinger SPD. Wenn Schade heute sagt, dass er seinen Wechsel nie bedauert habe, es ihm aber weh tue, wenn er die SPD in dieser Lage sehe, hört sich das wahrhaftig an. Jedenfalls hofft er darauf, dass sich die Gautinger SPD aufrafft und mit überzeugendem Programm und kompetenten Personen zur Kommunalwahl 2020 antritt. Quasi als Bündnispartner der Grünen bei sozialen, kulturellen und ökologischen Belangen. So wie früher.

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