Natürlich ist es zutiefst unangebracht, einen äußerst klugen Menschen mit einem äußerst klugen Vogel zu vergleichen. Aber es gibt Momente, da geht es nicht anders. Zum Beispiel, wenn man in diesen Tagen an Matthias Maurer denkt. Seit 31. Oktober wartet der gute Mann in Florida nun schon darauf, ins All aufzubrechen. Also genauer gesagt zur Raumstation ISS, wo der deutsche ESA-Astronaut zusammen mit seinen Kollegen von der Nasa, Raja Chari, Thomas Marshburn und Kayla Barr, eine ganze Reihe von Experimenten anstellen soll, die der Menschheit Erkenntnisse in Materialwirtschaft und Gesundheitsfragen bringen sollen. Doch der Start der Mission wird laufend verschoben, mittlerweile auf den 11. November. Die wichtigste Erkenntnis, die man daher schon jetzt daraus ziehen kann, lautet: "Gut Ding will Weile haben". Oder auch, dass selbst Astronauten eines meisterhaft beherrschen müssen: sich in Geduld zu üben. Übrigens nicht nur sie. Sondern auch all die wichtigen Menschen auf der Erde, genauer gesagt im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) in Oberpfaffenhofen. Sie sollen Maurers Experimente planen, überwachen und deren Daten weitervermitteln - und warten nun vermutlich sehnsüchtig darauf, dass es nun endlich losgeht. Vor lauter Aufregung rennen sie wahrscheinlich wie aufgescheuchte Hühner durch die Flure des Raumfahrtzentrums. Der Autorin dieser Zeilen würde es zumindest so ergehen. Dabei sollte man sich weniger an Hühnern messen, sondern mehr an Afrikanischen Graupapageien ein Beispiel nehmen.
Denn diese besitzen mehr Selbstkontrolle als andere Papageien, etwa als Aras. Das haben Forscher, ebenfalls aus der Region, herausgefunden: Auguste von Bayern und ihr Team vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen. Graupapageien lehnen demnach eine sofortige Belohnung mit Aussicht auf eine bessere eher ab als Aras. Deshalb wollen die Ornithologen nun untersuchen, ob deren Gehirngröße Einfluss auf die Entwicklung von Selbstbeherrschung und Geduld haben könnte. Zugegeben, auf Menschen dürften etwaige Erkenntnisse daraus wohl kaum zu übertragen sein. Eines allerdings ist klar, wohl auch den Astronauten: "Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten." Das wusste übrigens schon die Heilige Katharina von Siena - im 14. Jahrhundert.