Süddeutsche Zeitung

Mitten in Tutzing:Viele, viele Grüße aus dem Rathaus

Bürgermeister greifen gern zur Feder, wenn ein Bürger etwas zu feiern hat. Marlene Greinwald meint es dabei im Vergleich zu ihren Kollegen besonders gut mit der Gratulation

Kolumne von Manuela Warkocz

Tutzing ist ja fast noch ein Dorf, mit seinen knapp 10 000 Einwohnern. Viele kennen sich persönlich untereinander, man grüßt sich auf der Straße, und auch die Bürgermeisterin pflegt leutseligen, freundlichen Umgang mit den Einwohnern der Seegemeinde. Dazu gehört, dass Marlene Greinwald gern zur Feder greift, um mit einem Schreiben betagten Tutzingern zum runden Geburtstag oder Paaren zu einem hohen Ehejubiläum zu gratulieren. Über diese bayernweit durchaus gängige Praxis hinaus will die Bürgermeisterin aber auch zu weiteren Anlässen persönlich werden: zur Geburt jeden Kindes, dessen Eltern in Tutzing wohnen; zur Volljährigkeit Jugendlicher; schon zu 70. Geburtstagen und jedem fünften weiteren Geburtstag; ab dem 90. Geburtstag alljährlich; ebenfalls jährlich zum Geburtstag aller Beschäftigten und Ehemaligen der Gemeinde Tutzing sowie aktiven und ausgeschiedenen Gemeinderatsmitgliedern; bei Todesfällen langjähriger in Tutzing ansässiger Bürger und Verstorbener mit besonderen Verdiensten für die Gemeinde in Form von Kondolenzschreiben an die Angehörigen; zu Weihnachten mit Weihnachtsgrüßen an ehrenamtliche Helfer und Vereine.

Nun hängt bei der Rathauschefin natürlich kein Geburtstagskalender an der Wand, an dem sie sieht, wer wann dran ist. Daten, Anlässe und Adressen liefert ihr vielmehr ganz formell das Tutzinger Einwohnermeldeamt. Damit das ganz legal läuft, hat sich die Bürgermeisterin jüngst vom Gemeinderat eine erweiterte Richtlinie zur Datennutzung in der Tutzinger Gemeindeordnung genehmigen lassen. Darin sind ausdrücklich die "örtlich maßgeblichen Gratulationsanlässe" - siehe oben - festgehalten.

Wer keinen Wert auf persönliche Glückwunschpost aus dem Tutzinger Rathaus legt, kann die Übermittlung der Daten übrigens mit einem kurzen Widerspruch unterbinden. Es soll ja Leute geben, die ihr wahres Alter lieber für sich behalten.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2020
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