Mitten in Tutzing:Abspecken vor dem Abflug

Was den Menschen vom Mauersegler unterscheidet

Von Astrid Becker

Wir Menschen können froh sein, dass wir Menschen sind. Jawohl. Wir können fliegen, wohin wir wollen und wann wir wollen, sofern es Zeit und Geldbeutel zulassen. Mauersegler können das nicht. Schon gar nicht in Tutzing.

Das hat keineswegs mit etwaigen finanziellen Schwierigkeiten der Piepmätze zu tun. Diese sind auch nicht dafür verantwortlich, dass die den Schwalben so ähnelnden Tiere Unterschlupf bei der Ornithologin Ninon Ballerstädt gesucht haben. Die kümmert sich nämlich rührend um die kleinen Vögel, deren Eltern kaum mehr einen vernünftigen Platz finden, um ihre Jungen selbst großzuziehen. Diese Aufgabe übernimmt daher die Wissenschaftlerin, die sogar Altvögel wieder hochpäppelt.

Mama und Papa Mauersegler in Personalunion zu spielen, gelingt dieser Dame sogar so vortrefflich, dass die Vögel in diesem Jahr erst einmal eine Runde abspecken mussten, ehe Ballerstädt sie auf ihre Reise nach Afrika schicken kann. Denn auch bei Vögeln gibt es das, was manchen Menschen wichtiger ist als Glück und Zufriedenheit: ein Idealgewicht. Und das galt es auch bei den Mauerseglern zu erreichen. Diesen Donnerstagabend sollten sie nun ihren Flug in den Süden antreten. Doch der viele Regen lässt das nicht zu. Das neue Ticket für etwa 18 Mauersegler ist nun auf Freitag ausgestellt. Mal schauen, was daraus wird. Wir Menschen haben es da ja schon leichter: Wenn wir in Urlaub fliegen, ist uns zwar das Wetter nicht so ganz wurscht. Eine Diät müssen wir dafür allerdings nicht machen.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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