Mitten in Starnberg:So schlecht, so schön

Warum schimpft eigentlich jeder auf Regen und Kälte?

Von Wolfgang Prochaska

Man muss einfach feststellen: Heuer gab es das schönste Pfingsten seit langem. Mögen gewisse Menschen über den Regen und die Kälte immer noch jammern, mögen sie mit trauriger Miene herumlaufen - egal. Denn anstatt sich sinnlosen Freizeittätigkeiten wie Bergwandern, Cabriofahren, Radeln oder Baden hinzugeben, konnte man ganz in Ruhe zu Hause bleiben und zum Beispiel viel Geld sparen, weil mögliche Biergartenbesuche regelrecht ins Wasser oder vielmehr in die Kälte fielen. Es ging so entspannt zu, dass man wirklich von Entspannung reden konnte und sich in den langsam dahin plätschernden Stunden fragte, warum nicht an allen Feier- und Festtagen das Wetter schlecht und grau sein kann.

Denn endlich hatte man Zeit, die jungen Salatpflanzen umzutopfen, hatte man die Muße, das Bücherregal neu zu ordnen und, zur großen Überraschung, man las sogar ein Buch. Und weil es so ruhig zuging - wegen des schlechten Wetters fielen auch eventuelle Besuche und Gegenbesuche aus - genehmigte man sich am späten Nachmittag schon ein kleines Bier, das man selbstverständlich ohne Hast aus dem Keller holte. Wunderbare Stunden. Irgendwie nahm man sich auch vor, sich vom Gerümpel, das im Keller vor sich hin moderte, zu trennen, sodass auch dieser Raum einen gewissen aufgeräumten Charakter erhielt.

Und das Beste an diesen verregneten Pfingsttagen, an denen man nichts versäumte: Die Steuererklärung, um die man seit Wochen einen großen Bogen gemacht hatte, ist fast schon fertig. Der Sommer kann jetzt kommen. Es sei denn, man will noch schnell die Fenster putzen. Dann: siehe oben.

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