Süddeutsche Zeitung

Mitten in Starnberg:Öffentliche Freude

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Es gibt viele Möglichkeiten, seine Freude zu zeigen. Manchmal sogar öffentlich - und das noch über einen Stadtratsbeschluss

Von Otto Fritscher

Es gibt ja viele verschiedene Möglichkeiten, Freude auszudrücken. Die einen stoßen einen Schrei aus, andere fallen dem nächsten Gegenüber spontan um den Hals, und wieder andere führen ein fröhlich Tänzchen auf; und natürlich gibt es auch diejenigen, die sich klammheimlich freuen und zum Lachen zumindest in den Keller gehen.

Dann, wenn auch seltener, gibt es noch die öffentlich geäußerte Freude, etwa über einen Wahlsieg, den man natürlich allen verkünden muss. Nun, Wahlen stehen erst im Herbst wieder an, aber dennoch gab es in der Kreisstadt ja genug Möglichkeiten, sich politisch zu entscheiden, ja - sorry, es geht hier schon wieder um den Tunnel und die Umfahrung. Nicht, dass wir die endlose und zumeist fruchtlose Debatte wieder aufrollen wollen, es ist ja ein Beschluss zugunsten des Tunnels gefallen. Und auch eine Umfahrung, die so wahrscheinlich ist wie eine Brücke über den Starnberger See, wird geprüft. Ein Grund zur Freude natürlich, zumindest für all jene, die es gut finden, dass in Starnberg endlich etwas voranzugehen scheint.

Warum aber hängen dann noch all die Transparente an Zäunen und sonstigen Stellen, auf denen "Für ein lebenswertes Starnberg - nur mit Umfahrung" oder sonstigen Sprüchen geworben wird? Wenn schon ein nahtloser Übergang von Tunnel-Reklame zu den Köpfen der Bundestags-Kandidaten erfolgen soll, dann bitte doch so, wie es ein offensichtlicher Tunnel-Befürworter an der Hauptstraße macht: Er hat sein Transparent zwar hängen lassen, aber er hat offenbar auch eine künstlerische Ader: Liebevoll hat er Smileys, Blümchen und die Ausrufe "Ja! Ja! Ja!" der schlichten Großbuchstaben-Aussage: "Nur der Tunnel ist genehmigt und wird bezahlt" hinzugefügt. Eine angenehme Art der Willensbekundung, die vielleicht dem einen oder anderen Passanten ein Lächeln abringt.

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Quelle:
SZ vom 02.03.2017
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