Mitten in Starnberg:Nichts ist umsonst

Wie das Tellergeld in einer Starnberger Wirtschaft Gäste düpiert

Von Otto Fritscher

Weihnachten ist vorbei und im Leben gibt es leider wieder nichts mehr geschenkt. Das ist eine Spruchweisheit, die für viele Lebensbereiche gilt, natürlich zuvorderst für das Arbeitsleben. Aber auch da, wo man eigentlich noch einen kostenlosen Service erwartet, wird man als Kunde oder Verbraucher immer öfter enttäuscht. Plastiktüten kosten schon seit längerem in den Geschäften Geld, man will den Kunden ja zum mündigen und umweltbewussten Verbraucher erziehen. Okay, dass die Banken zum Jahreswechsel die Kontogebühren erhöhen würden, das war erwartbar. Dass die Benutzung von Toiletten etwas kostet, das ist auch schon ein lang geübter Usus. Und an manchen Tankstellen wird inzwischen - man höre und staune - eine Art Luftgeld verlangt, weil erst nach dem Einwurf einer Münze Druckluft in den schlappen Reifen gepumpt werden kann. Man gewöhnt sich ja an vieles.

Doch im Leben gibt es immer wieder Überraschungen. Haben Sie schon mal vom Tellergeld gehört? Ja, so heißen die Münzen, die man einer Toilettenfrau im Kaufhaus oder sonstwo auf den Teller legt, und Tellergeld bekommt auch der Gastwirt bei einer Hochzeit, wenn die Verwandtschaft und die anderen Gästen den Kuchen und die Torten selbst mitbringen, statt sie beim Wirt zu ordern. Für die Benutzung des Geschirrs gibt es dann eben ein Tellergeld für den Wirt.

Doch in diesem Fall handelt es sich weder um eine Hochzeit noch um ein Toilette, sondern um den schlichten Wunsch nach einem Stück Kuchen. Im Lokal eines Starnberger Guts-Golfclubs äußerte ein Gast nach einem Weihnachtsspaziergang den Wunsch nach einem Stück Kuchen. Da der Braten aber noch nicht verdaut war, ließ der Appetit ein wenig zu wünschen übrig, und gegenüber der Bedienung äußerte man den Wunsch nach einem Stück Kuchen, bitte geteilt, damit man ihn mit der holden Begleitung gemeinsam schnabulieren könne. Kein Problem, aber dafür werde ein Tellergeld fällig. Wie bitte? Ja, für einen zweiten Teller verlange man 1,80 Euro. Nun, ob es sich um vergoldetes Meißener Porzellan handelt, die Frage verkniff sich der Kunde. Aber auch der Aufpreis für den zweiten Teller wurde nicht gezahlt. So kam der Kuchen auf einem Teller, immerhin mit zwei Gabeln - ohne Aufpreis.

Übrigens, das Tellergeld, eine Idee, die sich ausbauen lässt, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Wie wäre es, auf der Starnberger Seepromenade ein Parkbankbenutzungsentgelt, abgekürzt PBE, zu kassieren. Könnte der Ordnungsdienst, der dort nach dem rechten sieht, gleich mitkassieren. Oder einer extra Müllgebühr, weil sich der öffentliche Abfalleimer erst nach dem Einwurf eines Fuchzgerls öffnete. Vielleicht keine gute Idee, wenn man an den dann vermutlich illegal entsorgten Müll denkt. Aber wenn man einen Polizisten nach dem Weg fragt, dann wäre doch eine Wegegebühr angemessen. Oder etwa nicht?

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