Angesichts des Übels in der Welt und der möglichen Schwere der Krankheit im Allgemeinen neigt man dazu, Wetterfühligkeit und ihre Auswirkungen als Lappalie abzutun - was sie in der Regel ja auch sind. Mit Ausnahme der aktuellen Situation, die jenen, die die Osterferien nicht im Landkreis verbracht haben, noch einmal kurz beschrieben sei: Am Abend schob man den Grill ins Terrasseneck, um tags darauf nicht nur wieder Socken anziehen zu müssen, sondern mit Mütze und Handschuhen versuchte, die im Hochbeet bereits auf beachtliche Größe herangewachsenen Salatköpfe von Eis und Schnee zu befreien. Ein psychischer Schock - natürlich nicht ohne Folgen.
Es lässt sich nur damit erklären, dass der leidende Mensch die fehlende meteorologische Ordnung wieder herzustellen versuchte - wenn aufgrund fehlender Befugnisse auch nur im Straßenverkehr. Das hat freilich nicht funktioniert. In Gauting wurde ein Parkverbot am Karfreitag mit der Aufstellung des Maibaums begründet, in Percha installierten Verwirrte ein Geschwindigkeitsmessgerät an der Ausfahrt einer Einbahnstraße . Dabei weiß man doch, dass nach einem Schock dieser Art nichts hilft, außer: abwarten und Tee trinken.
Jedenfalls stellt sich die Beschilderung im Landkreis aus dieser Sichtweise heraus gänzlich neu dar. Fazit: Es muss in früheren Jahren mehrfach eiszeitliche Temperatuereinbrüche im Frühjahr gegeben haben. Weshalb hätte man sonst Radfahrer darauf hinweisen sollen, an der steilen Treppe hinauf zur Brücke über den Abfluss des Sees abzusteigen? Nur mit einem Kälteschock lassen sich auch die Wegbeschilderungen für Eidechsen erklären, die man allerorten findet, wenn Naturräume zerstückelt werden. Es wurde noch nie eine Eidechse beobachtet, die sich an einem Schild orientierte, wenn sie den Weg von A nach B nicht mehr fand.
Es wird Zeit, dass es wieder wärmer wird. Dann werden die Wetterfühligen wieder jammern - wie herrlich harmlos angesichts der Alternativen.