Mitten in Starnberg:Gassigehen mit Visionären

Eine schönere Seepromenade wäre schon schöner - wenn es nur nicht so schwer wäre, es schöner zu machen

Von Peter Haacke

Freilich gibt es immer wieder Menschen, die danach fragen, wo der Hund begraben liegt. Knüpft man an einen überlieferten Volksglauben an, sollen verborgene Schätze von diesem Hund bewacht sein, mit denen er tief unter der Erde haust. Eine Art verborgenen Schatz vermutet auch FDP-Stadträtin Iris Ziebart, die es aufgrund profunden Wissens und visionärer Beiträge zur Dritten Bürgermeisterin Starnbergs gebracht hat, an der städtischen Promenade des Starnberger Sees: Hier, wo die Touristen bei schönem Wetter zu Tausenden einfallen und Obdachlose den schönen Ausblick beim Feierabend-Bierchen genießen, könnte es doch noch viel schöner sein! Wer braucht schon diese Pläne, an denen man jahrelang rumgebastelt hat mit der unnützen und teuren Gleisverlegerei, wenn man doch hier und da nur etwas gestalten würde. Seeanbindung? Bahnverträge? Pah! Der See allein ist schon ein Schatz - der landseitig allerdings noch attraktiver sein könnte.

Da nun aber Gesagt, Gemeint und Getan nicht immer das Gleiche ist und Missverständlichkeiten quasi programmiert sind, hatte Bürgermeisterin Eva John eine tolle Idee: Dem "Projektausschuss Bahnhof See" verordnete sie jüngst einen Ortstermin, um die etwas in die Jahre gekommene Seepromenade genauer unter die Lupe zu nehmen. Städtische Mitarbeiter in orangefarbenen Westen waren zuvor ausgerückt und taten, wie ihnen geheißen: Sie markierten ungeachtet des November-Nieselregens mittels orangefarbener Farbflecken sorgsam die Grenze zwischen Bahngelände und Promenade. 25 leicht fröstelnde Personen lauschten den originellen Verbesserungsvorschlägen Frau Ziebarts.

Das Gesamtergebnis, nun ja, ist dennoch eher ernüchternd. Denn neue Bäume zum Undosa hin statt der alten gehen wohl kaum, weil die Bahn überhaupt keine Bäume mehr mag. Ein neuer Steg dürfte nur eine Endlos-Debatte mit der Schlösser- und Seenverwaltung provozieren, von den Armleuchteralgen mal ganz abgesehen. Auch der Bau von Sitzstufen anstelle schräger Betonplatten ist problematisch, denn unter der Promenade verläuft ein Kanal. Davon sollte man besser die Finger lassen, erklärte Stadtbaumeister Stefan Weinl. Nicht mal der schmale Fußweg vom Seespitz zum Nepomukweg lässt sich verbreitern. Das Einzige, was geht: Die Mülltonnen gegenüber der Fußgängerunterführung könnte man verschieben, eventuell sogar neu bemalen! Der Erkenntnisgewinn zur Ursachenforschung - also des Pudels Kern - hatte sich demnach schnell erschöpft. Wobei sich manchem am Ende die Frage aufdrängte, ob man den toten Hund nun noch etwas schminken oder ihm besser nur eine Blume ins Fell binden wollte.

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