Süddeutsche Zeitung

Mitten in Starnberg:Die Keimzelle der Grünen

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Die Partei erkennt die Wurzeln ihres Namens und will nun feiern

Von Blanche Mamer

Einige runzeln die Stirn, andere bekommen strahlende Augen. Eckhard Stüber, einst Schatzmeister des Kreisverbands der Grünen, berichtet bei der Kreisversammlung: Der Name der alternativen Partei "Die Grünen" sei von den Starnbergern erfunden worden. Echt wahr! Er kann es belegen. Er hat Unterlagen der ehemaligen Vorsitzenden Doris Ibarra geordnet und fand heraus, dass Ruth Paulig und Max Winkler am 24. Mai 1978 am Abendbrottisch in einer Kraillinger Wohnung den neuen Namen für die "Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher" (AUD), erfunden haben. Die junge Biologin Paulig und der Starnberger Verleger Kurt Resch gehörten am 25. April 1978 zu den Gründungsmitgliedern des AUD-Kreisverbands, Winkler war Generalsekretär. Und weil die alternative Gruppierung bei der Landtagswahl im Herbst 1978 anzutreten beabsichtigte, wollte sie einen prägnanten Namen, keine Abkürzung. Grün, Farbe der Hoffnung und der Natur - das passte, fanden sie. Das erste Flugblatt mit Signet und Sonnenblume hat Stüber auch zu Tage gefördert. Doch weil er selbst etwas skeptisch war, hat er recherchiert in den Akten von Paulig, die im Bayerischen Staatsarchiv in München lagern. Er hat Resch in Griechenland ausfindig gemacht, der auf seinem Speicher das Gründungsprotokoll des Kreisverbandes vom 25. April gefunden hat: 18 Mitglieder und 18 Gäste waren dabei im Starnberger Gasthof in der Au. Und ja, es musste ein formeller Antrag auf Namensänderung gestellt werden.

Daraus muss man doch was machen, findet Stüber. Dass sich die Keimzelle der Grünen in Starnberg befindet - die Bundespartei übernahm den Namen später - muss doch betont werden. Für die 40-Jahrfeier schlägt er ein großes Fest vor, sechs Monate vor der Landtagswahl 2018 - also genau richtig. Erst mal wird eine Arbeitsgruppe gebildet, die soll mit dem Landesverband Kontakt aufnehmen. Und jetzt glänzen die Augen aller. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen. Ist das nicht schön grün?

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Quelle:
SZ vom 27.03.2017
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