Mitten in Starnberg:Der Fluch des ersten Tages

Warum schafft eigentlich niemand den Montag ab?

Von CLAUDIa koestler

Früher war alles besser: War das nicht dieser berühmte Satz, den man ab einem gewissen Alter angeblich unermüdlich vor sich hin jammert? Dabei hat es doch immer schon Montage gegeben. Und ob diese dann wirklich immer besser waren als heutzutage, sei einmal dahingestellt. Das Fernsehprogramm, ja, vielleicht auch die Tomaten. Aber Montage? Schließlich tendiert man ja gerade beim Wochenbeginn zu einem Universalurteil: Der ist furchtbar. Punkt. Das Wochenende ist vorbei, die Erholung nurmehr ein fernes Echo aus der Vergangenheit. Die Laune wird mühsam mit Routine über Wasser gehalten, es geht wieder an die Arbeit. Und zwar fünf, manchmal gar sechs oder sieben Tage lang. Wer folglich am Montag nicht zum obersten Ziel hat, möglichst nicht an die lange, anstrengende Phase vor sich zu denken, ist entweder Privatier oder hat irgendwas noch nicht verstanden. Insofern nimmt es nicht wunder, dass am Sonntagnachmittag gleich zwei Menschen durch die Innenstadt flanierten mit Taschen, die denselben Aufdruck trugen: "Jippiiee, Montag! (Worte, die noch nie jemand sagte)". Wer hätte gedacht, dass Alltagsfrust irgendwann zur hippen Modebotschaft würde?

Bei all dem Gejammer über Sinn und Unsinn von Wochenanfangstagen könnte es sich allerdings um ein systemimmanentes Problem handeln. Denn der Müßiggang erlangt seine Rechtfertigung schließlich nur durch den Kontrast zur Plackerei. Je größer der ist, desto mehr hat man sich das Nichtstun auch verdient. So wie das Brötchen immer mit der falschen Seite auf den Boden fällt und der Wecker immer dann klingelt, wenn der Schlaf am tiefsten ist, ist eben auch der erste Tag nach dem Wochenende oder dem Urlaub der gefühlt anstrengendste. Getoppt wird er nur vom letzten Tag vor einer Auszeit. Scheinbar strahlen Menschen, die unmittelbar vor einer Ruhephase stehen, unbewusst Signale aus. Etwa, das kann man gern noch übernehmen. Oder heute noch einen Abendtermin? Klingt prima! Und: Alle Aufgaben, die auf keinen Fall mit zwei Telefonaten zu erledigen sind, bitte noch schnell auf den Schreibtisch.

Wer sich also an diesem oder generell an Montagen fragt, warum eine Woche nicht mit einem Dienstag beginnen kann - für den gibt es zumindest eine kleine gute Nachricht: Schon morgen ist die Frage durch. Und kommt erst nächste Woche montags wieder.

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