Mitten in Starnberg:Blut und Champagner

Früher Tanztee, heute Klopperei im Käfig: Im Undosa hauen sich die Frauen

Von Otto Fritscher

Es muss wohl so eine Art Haudrauf-Festival sein, das in Bälde im altehrwürdigen Seerestaurant Undosa stattfindet, das jetzt H'ugo's heißt. Jawohl, mit zwei Apostrophen. Bisher wurde auf den in weitem Umkreis an Bäumen und Zäunen aufgehängten Plakate geworben für so spannende Ereignisse wie eine "White Night", eine "Ibiza Night" oder auch mal für ganz normale Ü30-Partys ohne Motto. Aber nun macht ein grimmig dreinblickendes Muskelpaket Reklame für eine Veranstaltung, auf der nicht nur der Champagner, sondern auch Blut fließen soll. "Blood & Champagne" kündigt der Veranstalter Aggrelin an, was wohl eine Mischung aus Aggression und Adrenalin sein soll. Es geht also um MMA, was für Mixed Martial Arts steht, eine Sportart, wenn man dies so nennen will, bei der Schlagen, Treten und Würgegriffe erlaubt sind. Gekämpft wird nicht in einem Ring, sondern in einem Käfig, damit es noch wilder aussieht. Die Gladiatoren lassen grüßen. Aber als Main Event, als Hauptattraktion, wird Kickboxen angekündigt, wobei zwei Frauen sich gegenseitig was um die Ohren hauen. Nonverbal.

Der Käfig wird im Festsaal des Undosa aufgebaut. Vermutlich ist es das erste Mal, dass in dieser Location eine Art Gefängnis steht. Normalerweise werden dort Abiturfeiern veranstaltet, oder Hauptversammlungen von Vereinen abgehalten. Nicht zu vergessen die Faschingsbälle der Perchalla. Und dann natürlich die gefühlt wöchentlichen Ü30-Partys, bei denen es oft so aussieht, als ob 30-Jährige ihre Eltern gleich mitgebracht hätten.

Nun, die Zeiten ändern sich eben, und lange ist es her, als auf der Terrasse des Undosa Discofox oder Cha-Cha-Cha getanzt wurde. Tanztee nannte man das. Die Musik wählte ein leibhaftiger DJ aus, und es klang nach Melodie und nicht nur nach Umpfumpf. Heute lehnt man lieber mit einem Wodka Bull in der Hand an der Wand und schaut den Tanzenden zu; eine Unterhaltung ist eh nicht möglich.

Um Kommunikation scheint es im Undosa schon wieder zu gehen, diesmal halt mit Füßen und Fäusten. Man könnte aber auch seinen Kopf verwenden.

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