Mitten in Krailling:Hier spricht der Bürgermeister

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Sonst gibt's in Telefonanlagen immer nur Warteschleifengedudel und Computerstimmen. In seinem eigenen Rathaus hat Rudolph Haux sich höchstpersönlich ans Mikrofon gesetzt und den Anrufbeantworter besprochen

Kolumne von Carolin Fries

Sag mir, was du auf deinen Anrufbeantworter gesprochen hast, und ich sag dir, wer du bist! Nun, ruft man im Landratsamt oder Rathaus an, erwartet man ehrlich gesagt nicht viel. Behörde eben. "Willkommen bei ...", verrät meist eine freundliche, weibliche Stimme und nimmt einen dann mit auf einen numerisch begleiteten Rundgang. "Für das Bauamt wählen Sie ..., für das Einwohnermeldeamt ..." Und so weiter. Anruferleitsystem heißt das im Fachjargon und manch einer soll daran schon verzweifelt sein, etwa weil das Standesamt einfach keiner Nummer zugewiesen wird - oder hat man das nur überhört im eintönigen Blabla der Ansagerin? Stöhn, gähn, noch einmal wählen ..

. Umso unerwarteter ist es, wenn nach dreimal Klingeln der Bürgermeister höchstselbst an der Strippe ist, wie in Krailling neuerdings. Da zuckt man erst einmal zusammen, bevor man registriert: Er ist es nicht persönlich, er hat dem Anruferleitsystem seine Stimme geliehen. Und wie er leitet, nicht einfach nur ins Bauamt, sondern in die einzelnen Abteilungen und dann auch noch zu den jeweils passenden Sachgebieten. Wie lange mag es gedauert haben, bis das alles fehlerfrei aufgesprochen war? Und wie lange ist es Anrufern möglich, sich mit dem Drücken einzelner Ziffern durch die Telefonleitungen des Rathauses von hier nach dort zu bewegen? Wer zögert und nicht gleich drückt, wird vom Bürgermeister ermahnt, sich doch unbedingt zu entscheiden: eins, zwei oder drei? Das hat doch fast schon Quizshow-Charakter!

Wie hat es Rudolph Haux bei der Bürgerversammlung in der vergangenen Woche gesagt: Er kenne sich nun besser in den Themen der Gemeinde aus. Ja und im Rathaus sowieso, möchte man ergänzen. Er jedenfalls weiß jetzt, wo welcher Mitarbeiter oder welche Mitarbeiterin sitzt und wer für was zuständig ist. Das darf und soll ruhig jeder wissen. Immer noch besser als Warteschleifengedudel.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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