Da debattieren Gemeinderäte und Bürger lange, was denn nun eigentlich mit dem Verkehr passieren soll, wenn die Bahnhofstraße erst einmal zum Bahnhofsplatz wird. Alle wollten Verkehrsberuhigung und jetzt - Überraschung! - fragen sich alle: Wohin denn nun mit den ganzen Autos? In Gemeinderat und Bürgerversammlung drehten sich die Sorgen vergangene Woche vor allem um dieses Thema: Wer darf denn nun noch wo hin fahren, wer wo wenden und wo parken? Ist es nicht viel zu weit vom Bahnsteig zum Kiss-and-Ride, was ein schöner Anglizismus für den Parkplatz ist, an dem man die leicht schrullige Tante nach ihrem Besuch aus dem Auto wirft? Stören nicht schon die Busse auf dem Platz auch ein bisschen das verkehrsberuhigte Lebensgefühl?
Bei all dem Chaos ist fast untergegangen, dass der Verkehr am Bahnhof nicht überall nur beruhigt, sondern mancherorts sogar angetrieben werden soll. Ja, es gibt sogar schon eine neue Straße, keine offizielle zwar, aber eine an einer Stelle, an der einmal eine entstehen soll - und zwar auf dem Parkplatz vor der VR-Bank. Das kam selbst für den Bürgermeister überraschend, als er sich wie jeden Samstag auf den Weg zum Wochenmarkt machte. Den Blick gen Himmel gerichtet - in der vergeblichen Hoffnung vielleicht, dass sich eine Schwalbe auch einmal einen Nistplatz jenseits der Bahnhofshalle auserkoren haben könnte. Da fand er sich plötzlich in einer völlig unbekannten Gasse wieder: "Zum Markt" heißt sie, und wie sie da hinkommt, das weiß niemand so genau. Ein Bürger muss das Schild eines Nachts montiert haben, vermutet Schiller. Die Gemeinde jedenfalls weiß von nichts, will das Schildbürgerwerk aber vorerst stehen lassen.
Im Internet sind Straßenschilder aller Art ganz leicht zu haben. Vielleicht steht bei all den Herrschinger Bedenken bald schon das ein oder andere "Einfahrt verboten" eines Morgens ganz plötzlich herum - vor der Kienbachstraße oder auch gleich ganz draußen vor dem Ort? Besser nicht.