Ein Glas auf die Vernunft" hat Miene Gruber, Betreiber des bei Alt und Jung beliebten Kiosks "Bayrische Brandung", seine für Samstag geplante Aktion genannt. Eine Menschenkette entlang der Herrschinger Seepromenade sollte mit einem Glas Wein anstoßen und so gegen das von 22 Uhr an geltenden Alkoholverbot der Gemeinde protestieren. Freilich scheinen Zweifel angebracht, ob es so vernünftig ist, Wein zu trinken: Neuere Erkenntnisse von Kardiologen verweisen die These, dass ein Gläschen Rotwein täglich das Herz schützt, ins Reich der Legende. Abstinenzler leben tatsächlich länger, es kommt ihnen nicht nur so vor.
Plagen Gruber ob des Aufrufs zum kollektiven Alkoholkonsum nun Gewissensbisse? Auf seinem Facebook-Account appelliert er plötzlich an die Teilnehmer der Menschenkette, "anstatt des Weines roten Traubensaft mitzubringen". Der gute Miene ist ja für sein Gesundheitsbewusstsein bekannt: Jedes Steckerleis reicht er nur mit Mahnungen bezüglich der Zahnhygiene an die minderjährigen Kunden weiter. Beispielhaft ist auch seine alljährlich stattfindende Wiesn-Aktion "Zwei Bier zum Preis von drei", mit der er zu einem bewussteren Umgang mit der bayerischen Volksdroge aufruft.
Doch nein, der Grund für die Saftempfehlung findet sich in den Auflagen des Landratsamtes. Eine Genehmigung der Veranstaltung wurde nur in Aussicht gestellt, wenn sie nicht mit dem Alkoholverbot der Gemeinde kollidiert - andernfalls hätte sich Gruber ja des Aufrufs zur Ordnungswidrigkeit strafbar gemacht. Offen ist, ob alkoholfreier Wein als regelkonform angesehen wird. Und muss zum Beweis die etikettierte Flasche nach Aufforderung des Ordnungspersonals vorgewiesen werden? Oder testen die Securitys selbst, wie viele Umdrehungen der Trunk im Glas hat? Na dann Prost - solange alles nur in vernünftigem Rahmen bleibt.