Süddeutsche Zeitung

Mitten in Herrsching:Hupen für Helles

Jetzt reicht's langsam mit dem Spazierengehen im Lockdown, wird Zeit für ein wenig Abwechslung. Zwei Frauen lassen diese Sehnsucht überschäumen

Glosse von Astrid Becker

Schon aufgefallen? Es wird derzeit unglaublich viel gehupt im Landkreis. Nein, das Hupen hat nichts damit zu tun, dass die Menschen derzeit besonders aggressiv sind, weil ihnen Home-Office und Kurzarbeit auf die Nerven gehen. Oder gar damit, dass der Ausgleich durch irgendeine körperliche Betätigung fehlt. Nein, die meisten gehen ja ohnehin mehr spazieren als sonst. Was soll man ja auch sonst machen?

So ähnlich könnte es auch den beiden jungen Frauen gegangen sein, die sich derzeit im Landkreis immer wieder an Straßen postieren. Am Mittwoch zum Beispiel erst in Tutzing, dann in Fischen und schließlich am Kreisel in Herrsching. Wer zu diesem Zeitpunkt dort vorbeifuhr, staunte nicht schlecht, denn die beiden Frauen trugen ein Transparent in ihren Händen, und nicht jeder konnte gleich lesen, was da drauf steht. Also was tun?

Klar, eine extra Runde rund um die Rotunde einlegen. Langsamer natürlich als zuvor. Die Quittung dafür, so dachte man im ersten Moment, war das Hupkonzert des Lkw-Fahrers hinter einem. Komischerweise hupte aber auch der Postwagen auf der Gegenspur. Und der Bus dahinter erleuchtete die Umgebung mit seiner Warnblinkanlage. Beim Näherkommen an die beiden Frauen wurde allerdings klar, dass das auffällige Verhalten der anderen so gar nichts mit dem eigenen Schneckentempo zu tun hatte. Auf dem Transparent stand nämlich: "Hupen für ein Bier in der Kneipe." Schön wär's, dachte man noch und wunderte sich zugleich, dass nun das eigene Auto zu hupen begann. Und wie! Was nur einen Schluss zuließ: Man muss einfach auch mal wieder was anderes machen. Spazierengehen ist auf Dauer keine Lösung.

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Quelle:
SZ vom 26.02.2021
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