Mitten in Herrsching:Das verflixte Doppel

Sowohl in Herrsching als auch in Breitbrunn gibt es eine Seestraße und einen Kapellenweg. Und daran wird sich so schnell nichts ändern

Glosse von Astrid Becker

Es gibt Momente, da könnte man fast Mitleid bekommen mit Gemeinderäten und Bürgermeistern. Zum Beispiel, wenn es um Straßennamen geht. In Herrsching etwa beschäftigen sich die Lokalpolitiker nun schon seit drei Jahren mit der Frage, welche Zwillingsstraßen künftig anders heißen könnten. Das Ende all dieser Debatten ist immer dasselbe: Es gibt keines, es kann ja auch gar keines geben.

Dazu muss man die Vorgeschichte kennen. Während der Gebietsreform waren Gemeinden zusammengelegt worden, Doppelungen von so einfallsreichen Straßennamen wie Haupt- und Dorfstraße oder eben wie im Fall von Herrsching und Breitbrunn Seestraße und Kapellenweg konnten da nicht ausbleiben. Weil die Post in der Folge bisweilen an die falschen Adressaten geliefert wurde, bat ein Bürger schon 2017 darum, diesen Zustand der Zwillingsstraßen in Herrsching zu ändern. Nun haben sich Bürgermeister und Gemeinderat redlich darum bemüht, die Anwohner zu Namensvorschlägen befragt, eigene Ideen entwickelt, die Verwaltung mit dem entsprechenden Briefverkehr beauftragt und, und, und. . . Das Ergebnis ließ aber zu wünschen übrig: Während die einen eine Umbenennung ihrer Straßen kategorisch ablehnten, folgten die anderen dem Floriansprinzip: Also ein neuer Straßenname sei schon okay, aber halt nicht bei ihnen.

Am Montag musste sich der Gemeinderat mal wieder damit befassen, auch, weil das Landratsamt es so wünschte. Angesichts all der Mühsal, die die Zwillingsnamen schon bereitet haben, traf das Gremium nun einen an sich weisen Entschluss: gar nichts zu ändern. Weil jede Änderung gegen den Bürgerwillen wäre. Es bleibt also dabei: In Herrsching und Breitbrunn wird es auch künftig eine Seestraße und einen Kapellenweg geben.

Nun könnte es aber gut sein, dass das Landratsamt diese Entscheidung nicht so lustig findet. Weil sich wieder ein Bürger beschwert. Und dann heißt es erneut "Zurück auf Los". Wie beim "Mensch ärgere Dich nicht". Aber das haben Gemeinderäte und Bürgermeister in ihrer Kindheit sicher auch schon mal gespielt.

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