Mitten in Gauting:Macht Euch mal locker!

Die Skater im Würmtal müssen nicht nur Rampen und Stangen überspringen - sondern auch bürokratische Hürden

Kolumne von Michael Berzl

Skaten ist in. Sie brettern mit ihren Brettern über Rampen und Stangen beim Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg, auf dem Gelände beim Gilchinger Abenteuerspielplatz oder beim Starnberger Jugendzentrum. Eigentlich überall, wo es Stufen und Geländer gibt, über die man springen oder rutschen kann. Skaten ist cool. Dazu gehören schlabbrige T-Shirts aus speziellen Läden, durchgewetzte Sportschuhe und ruppige Musik.

Nicht so cool ist der Platz, den die Gautinger Rollbrettfahrer in ihrem Ort vorfinden. Was da etwas außerhalb am Waldrand in der Nähe des Sportclubs vorzufinden ist, entspricht eher dem Versuch einer Skateanlage: eine etwa tennisplatzgroße Asphaltfläche, in die ein bisschen Rohrgestänge und ein bisschen Kiste mit ein paar Schrägen hineingeschraubt ist. Entsprechend groß ist der Andrang. In den Zeiten, in denen man wegen Corona Menschenmengen meiden sollte, dürfte man dort gut aufgehoben sein. Und doch ist dieser Platz das Ergebnis heftigen ausdauernden Wünschens der Gautinger Jugend, dem sogar der damalige SPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Schade nachgeholfen hatte. So lange ist das schon her und so sieht das dort auch aus.

Soll besser werden, hat sich die jugendaffine Rathausverwaltung vorgenommen. Und hat es sich leichter vorgestellt, als das in Wirklichkeit ist. Mit ein bisschen mehr befestigter Fläche und einer einfachen Skizze, wie das mal ausschen soll, etwas Material, einem Akkuschrauber und einer Stichsäge sollte das rasch erledigt sein, könnte der Laie meinen. Und täuscht sich ebenfalls.

Hier treffen nämlich Welten aufeinander. Um den Skatern Rampen für ihre Kunststücke hinzustellen, sind erst einmal bürokratische Hürden zu überwinden. Derzeit läuft ein Verfahren zur 24. Änderung des Flächennutzungsplans, mit Stellungnahmen von Wasserwirtschaftsamt, Landwirtschaftsamt und Telekom. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsamt hat sich acht Seiten lang dazu geäußert und ein Ingenieurbüro aus Germering hat eine schalltechnische Verträglichkeitsuntersuchung dazu verfasst. Nicht für eine Skateboardfabrik mit angeschlossenem Logistikzentrum, sondern für die Erweiterung eines kleinen Skaterparks. Tatsächlich.

Bis am Gautinger Ortsrand, ein ganzes Stück von der nächsten Wohnbebauung, eine neue Halfpipe steht, ist wahrscheinlich eine weitere Generation Skater aus ihren Titus-T-Shirts rausgewachsen und hat das Board in die Garage geräumt.

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