Süddeutsche Zeitung

Mitten in Gauting:Fantasie in Weiß

Der Baderhof, vor allem seine Fassade, ist zwar umstritten, aber auch inspirierend

Kolumne von Sabine Bader

Bei einer weißen Wand kann man nicht allzu viel falsch machen, will man meinen. Schließlich ist Weiß neutral, unauffällig und doch wirksam. Man denke nur an weiße Fahnen, die gehisst werden, um den Friedenswillen zum Ausdruck zu bringen. Nach all dem Streit um das Grill-Grundstück am Hauptplatz kann ein bisschen mehr Frieden ja auch nicht schaden.

Dennoch, die weiße Fassade des Baderhofs, derzeit das umstrittenste Gebäude in der Gemeinde, ist nicht jedermanns Sache. Ein Besucher regte in der Gautinger Bürgerversammlung an, die Wand doch mit einer Lüftlmalerei zu versehen, oder mit "trompe-l'oeil", einer illusionistischen Malerei, die mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensi-onalität vortäuscht.

Ernst waren die beiden Vorschläge natürlich nicht gemeint. Und doch regen sie zum Nachdenken und zum Fantasieren an. Schön wäre es beispielsweise auch, auf der weißen Wand an warmen Sommerabenden alte Spielfilme in Schwarzweiß zu zeigen. Quasi ein Kino-Open-Air mitten am Hauptplatz. Oder man pinselt ein Straßenschild darauf - schön groß und leuchtend, mit der Aufschrift: links geht's zum Bahnhof und rechts nach Stockdorf. Damit jeder Autofahrer weiß, wo es in Gauting langgeht.

Und wem der Kopf nach all den Vorschlägen raucht, der kann sich hinstellen, die Wand anschauen und einfach Gott froh sein, dass sie nur weiß ist.

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Quelle:
SZ vom 23.11.2017
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