Mitten in der Region:Sauerkraut oder Saures

Fermentieren ist in - womit Sauerkraut plötzlich wieder hip ist. Ob dieser Trend wieder vorüber geht?

Kolumne von Thomas Radlmaier

Letztens kam im Fernsehen ein Beitrag, der sich um die älteste Konservierungsmethode der Welt drehte: das Fermentieren. Diese Variante, um Lebensmittel haltbar zu machen, liegt demnach voll im Trend. Schließlich schont Fermentieren im Gegensatz zum Einkochen die Umwelt. Erstens wird beim Fermentieren Energie gespart, weil der Vorgang ohne Hitze auskommt. Zweitens kann man so Zwetschgen oder Zucchini, die im Herbst reif sind, haltbar machen und fortan das ganze Jahr über essen. Wer fermentiert, denkt also nachhaltig.

Mit dem Fermentier-Hype wird plötzlich auch wieder Sauerkraut in Deutschland zum "Super-Food". Denn dieses ist hierzulande das bekannteste fermentierte Gemüse. In Frauenzeitschriften kann man nun Rezepte für Desserts und Kuchen mit Sauerkraut nachlesen. Und in der Hipster-Stadt Berlin erklärt eine Autorin, die sich als "Kraut Braut" einen Namen gemacht hat, in Vorträgen und Workshops, wie man Sauerkraut herstellt. Selbst im Kino spielt der konservierte Weißkohl plötzlich tragende Rollen. Im vergangenen Jahr flimmerte ein Streifen mit dem Titel "Sauerkrautkoma" über die Leinwände. Sauerkraut kann noch viel mehr, als die Verdauung ankurbeln. Es bringt Menschen zusammen. Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Hebertshausen trafen sich am vergangenen Wochenende zur "Aktion Sauerkraut". Gemeinsam stampften und schnitten sie das Gemüse. Ein Riesenspaß. Angesichts des neuesten Trends würde es einen nicht wundern, wenn sich Kinder heuer statt als Kürbis als Kohl verkleidet hätten. Je nach dem wie umweltbewusst die Gruselgeister, Skelette oder Vampire sind, hieße es dann an der Tür nicht mehr: Süßes oder Saures, sondern: Sauerkraut oder Saures. Vielleicht ist es aber beim Sauerkraut-Hype wie bei vielen anderen Trends auch: Es geht vorüber.

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