Mitten in der Region:Ohrenschützer auf und durch

Ein Bild des Herbstes: Auf der Straße steht ein Mann, der bläst, beziehungsweise den Laubbläser blasen lässt

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Da steht er nun, ganz einsam mit fetten Ohrenschützern auf dem Schädel mitten auf einem Bürgersteig. Stoisch vertieft in seine - nennen wir es ruhig so - Arbeit. Es ist ein Bild, das es derzeit in allen Kommunen zu bestaunen gibt: Ein Mann - denn meistens sind es Männer - der bläst beziehungsweise den Laubbläser blasen lässt. Und dabei einen Höllenlärm veranstaltet, den er selbst gar nicht mitbekommt. Selig sind die mit dem überdimensionierten Gehörschutz.

Eine Umfrage hat 2015 ergeben, dass der Laubbläser den Deutschen in Rage bringen kann. Der Lärm, den er erzeugt, steht an fünfter Stelle der unbeliebtesten Geräusche hierzulande. Geschlagen allenfalls noch von "schrillen Frauenstimmen", wie aus der sicher repräsentativen Umfrage eines Hörgeräte-Herstellers unter 1000 Menschen ergab. Ob die alle Träger von Hörgeräten waren, diese bei der Befragung auch nutzten oder Ohrenschützer aufhatten, ist nicht überliefert.

Vielleicht liegt der Fall aber ganz anders. Die Streetart-Künstlerin "Barbara", die deutschlandweit ihre Weisheiten verbreitet und die noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat, behauptet auf einem ihrer schwarz-weißen Zettel frech: "Der Laubbläser ist die Schwanzverlängerung des faulen Sackes."

Dem etwas älteren Herrn auf dem Gehweg, dem kaum Freude am Laubblasen anzusehen ist, tut Barbara sicher unrecht. Und außerdem: Es soll ja auch vereinzelt Frauen geben, die zum elektrisch betriebenen Gartengerät greifen. Aber das ändert nichts daran, dass die Dinger zu laut und nervig sind und besser im Gartenhäusl verstauben sollten. Mit einem Rechen lässt sich dem Phänomen Laub im Herbst auch beikommen.

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