Mitten in der Region:Lautlos Sterne schnuppern

Lesezeit: 1 min

Warum in die Luft böllern? In diesen Nächten lässt sich ein sehr seltenes Himmelsspektakel beobachten

Kolumne von Franziska Langhammer

Mit voller Kraft voraus ins neue Jahr! Nach diesem Motto starten - gezwungenermaßen - 2020 auch viele Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Grund dafür sind nicht nur fröhliche Rotznasen überall, sondern auch das gnadenlose Geböller, mit dem das neue Jahr traditionell in der Silvesternacht begrüßt wird. Dem grolligen Wumm-Wuiiiii folgt nämlich nicht selten ein hartnäckiges Piep-Piep im Ohr, das schnell zu irreversiblen Hörschäden führen kann. Bis zu 150 Dezibel laut knallt es demjenigen in den Lauschapparat, der sich während der Zündung in unmittelbarer Nähe des Böllers befindet. Zum Vergleich: Ein vorbeiratternder Zug der Bayerischen Oberlandbahn kann schon mal auf seine 85 Dezibel kommen - was auch so ziemlich genau die Grenze des für das Ohr Erträglichen darstellt. Bei einem solchen Lärmpegel ist es also schon egal, ob man es selber knallen lässt oder nur zuschaut. Zu laut ist zu laut, da sind sich die Experten einig, und raten schon seit Jahren, sich mit Ohropax oder Kopfhörern die Schallkanäle zu verstöpseln.

Der Leser fragt sich nun bestimmt längst: Wieso bekomme ich so einen Artikel jetzt zu lesen, ein paar Tage danach und fast 360 Tage davor? Die Antwort findet sich, wie so meist bei den ganz großen Fragen, in der Natur. Diese hält nämlich, pünktlich zum Start des neuen Jahres, ein unvergleichliches Himmelsspektakel bereit, das umweltverträglich, ressourcenschonend und vor allem eines ist: lautlos. Besser noch: Wer dran glaubt, kann sich sogar etwas wünschen. Dazu muss man sich nur des Nachts unter freien Himmel begeben und nach oben schauen.

In den vergangenen Nächten ließ sich dort nämlich besonders gut der Sternschnuppenregen der Quadrantiden beobachten, ein äußerst seltenes Gestirnen-Event. Vor allem in der zweiten Nachthälfte, wenn der Mond untergegangen ist und die Sterne die Vorherrschaft am Himmel übernehmen, waren diese sichtbar. Vielleicht eine Möglichkeit für den ein oder anderen, sich sein frisch erworbenes Piep-Piep wieder wegzuwünschen. Ganz ohne Wumm-Wuiii.

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: