Mitten in der Region:Kröten gegen den Schönheitswahn

Rein äußerlich gesehen, gehört die Kröte zu den hässlichsten Tieren

Kolumne von Thomas Radlmaier

Nur mal angenommen, es gäbe die Fernsehsendung Germany's Next Topkröte, bei der ein Lurch nach dem anderen über einen Laufsteg hüpft und eine Jury den schönsten Frosch dieser Republik küren würde - die Erdkröte würde in der Vorrunde ausscheiden. In dieser von Instagram bestimmten Welt hecheln alle einem Schönheitsideal hinterher. Und mal ehrlich: Auch von Fröschen hat man ein Bild, wie diese auszusehen haben. Vor diesem Hintergrund wird die Erdkröte seit Jahrhunderten geächtet. Warzen überziehen ihren Körper, für einen Lurch ist sie ziemlich fett, hinzu kommt, dass ihre Haut braungrau ist. "Pfui Deife" haben die Menschen im Mittelalter gedacht, wenn die Erdkröte aus ihrem Sumpf kroch. Damals galt sie als das hässlichste Tier der Schöpfung, man brachte sie mit Hexerei und dem Teufel in Verbindung.

Doch es gibt auch Menschen, denen innere Werte wichtiger sind als Äußerlichkeiten. Die Gebietsbetreuung Ampertal hat die Erdkröte jüngst als "Ampertaler des Monats" gewürdigt. Bufo bufo, wie die Erdkröte wissenschaftlich heißt, hat das Zeug zum Herrscher unter den Kröten. Die Gebietsbetreuung spricht von einem "amphibischen Alleskönner", der sich gerne im Ampertal aufhält und besser als andere Krötenarten an seine Umwelt anpassen kann. Leider hat auch die Erdkröte einen übermächtigen Feind: den Menschen. "Vor allem während ihrer oftmals langen Laichwanderungen im Frühjahr droht auf den vielen Straßen unserer stark zerschnittenen Landschaft der Verkehrstod", schreibt die Gebietsbetreuung. Deshalb sollen diese Zeilen auch ein Plädoyer für die Erdkröte sein. Pro Bufo bufo, contra Schönheitswahn!

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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