Mitten in der Region:Das Kreuz mit den Pritschenwagen

Das Auto einer Familie blockiert die Straße. Wobei das Kürzel Pkw die Sache nicht ganz präzise trifft

Kolumne von Niels P. Jorgensen

Ein ganz normaler Werktag in der Stadt, kein besonders dichter Verkehr, und doch geht plötzlich gar nichts mehr. Zwei Linienbusse kommen nicht aneinander vorbei, weil ein Auto, ein Personenkraftwagen, wie es so schön heißt, offensichtlich nicht so recht in die Parklücke gepasst hat und deswegen in die Fahrbahn hineinragt. Wobei das Kürzel Pkw die Sache nicht ganz präzise trifft. Ein früherer Redaktionsleiter hätte für das Fahrzeug den Ausdruck "Viehhandler-Schäs'n" benutzt. Er meinte damit die damals verbreiteten S-Klasse-Diesel mit Anhängerkupplung, die im Vergleich zu ihren heutigen Nachfolgern SUV und Pick-up allerdings ziemlich zierlich waren.

Der Begriff passt aber noch immer ganz gut, denn auf der Ladefläche eines solchen Pick-up-Trucks könnte man locker ein paar tote Schweine zur Tierkörperverwertung transportieren, ohne gleich die Rückbank anzuschmuddeln. Wer aber, der kein Viehhändler ist, braucht so einen Pritschenwagen? Klar, auch für einen Maurer mag es praktisch sein, bequem die Mörtelwanne und ein paar Ziegel aufladen zu können und der Hausmeister findet locker Platz für Laubbläser, Rasentraktor und Baumschnitt.

Was um alle Welt aber wollen dreiköpfige Vorstadtfamilien mit einem Vehikel, das in keine Tiefgarage und keinen Normstellplatz passt, den cw-Wert einer Schrankwand und das Gewicht und den Durst eines Kleinlasters hat?

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