Mitten in der Corona-Krise:Putzen gegen die Pandemie

So sauber war das Fünfseenland noch nie

Kolumne von Astrid Becker

So sauber war das Fünfseenland noch nie. Gemeint sind jetzt nicht die Uferbereiche der gefühlt hundert Seen, Teiche und Pfützen in der Gegend, auch wenn es eigentlich nur fünf sein sollten, wollte die Gegend ihrem Namen gerecht werden. Nein, da lässt sich schon noch so einiger Müll in den Abfallkörben oder drum herum erkennen, vor allem bei Frühlingstemperaturen, die jeder draußen genießen will, auch wenn er das derzeit nicht unbedingt soll.

Die Rede ist vielmehr von Tagen wie diesem kalten, teilweise sogar verschneiten Montag, der einem tiefe Einblicke in die menschlichen Seelen gewährt. Zum Beispiel, wenn es um die Frage geht, warum mittlerweile nicht nur Toilettenpapier, sondern auch Mehl und Küchenrollen rar geworden sind in den Einkaufsoasen der Gegend.

Die Antwort freilich liefert der Anruf einer Freundin an diesem grauen Montag. Wie es denn so gehe, fragt sie. Na ja, was soll man darauf antworten, wenn man im Home-Office sitzt und wieder einmal fünfzig Dinge zeitgleich erledigt. Also brummt man möglichst kurz angebunden ein "Danke, alles ok". Was ihr ziemlich egal ist. Denn sie hebt voller Stolz an: "Stell Dir vor, ich hab' die Küche geputzt." Und dann geht es auch gleich weiter: "Du, die Helene, die hat das auch gemacht. Sie sagt, das lenke ab." Aha. Dann plaudert sie über Anja, die auch ein probates Mittel gegen den Lagerkoller entdeckt habe: "Die hat sogar ihre hohen Bücherregale ausgeräumt und geschrubbt, und die Fenster noch obendrein." Dazu muss man wissen: Anja lebt in einer schmucken Dachterrassenwohnung mit entsprechend riesigen Glasfronten. Ja, und Helga? "Da kommst Du jetzt nicht drauf." Die hat, wie man dann brühwarm erfährt, nicht nur für die gesamte Nachbarschaft Kuchen gebacken und ihn vor die entsprechenden Haustüren gestellt - ohne persönlichen Kontakt, versteht sich. Sondern eben auch den Kleiderschrank neu sortiert und ausgewischt, die Speisekammer, den Keller, alle Gänge, kurz: das ganze Haus. Man ist tief beeindruckt. Und um eine Erkenntnis reicher. Putzen und Backen hilft. Zumindest in Krisenzeiten.

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