Süddeutsche Zeitung

Mitten in Berg:Den roten Mond im Blick

Der Himmelskörper fasziniert die Menschen von jeher. In der Volkssternwarte in Aufkirchen kann man ihn an diesem Freitag bewundern

Von Astrid Becker

Dem Mond sagt man ja so allerlei nach. Von Schlaflosigkeit, die sich einstellt, wenn er rund und voll am Himmel hängt, ist die Rede. Und von Werwölfen, die bei Vollmond ungeahnte Kräfte entwickeln. Ganz arg wird es bei einer Mondfinsternis wie an diesem Freitag. Blutmond sagt man auch dazu. Wem es da nicht gruselt, ist selbst schuld.

Dabei könnte alles so schön sein. Der Mond wird kurz vor 21 Uhr aufgehen, recht rot und schön groß aussehen. Auch der Mars zeigt sich recht groß und rot. Eine Konstellation, die es angeblich im Schnitt nur alle 105 000 Jahre gibt. Einzigartig, also. Schließlich wird das kaum einer der jetzigen Betrachter noch einmal erleben. Und damit auch nie erfahren, ob dann, in 100 000 Jahren so eine Finsternis immer noch Angst und Schrecken verbreitet. Derzeit jedenfalls hat das eine gewisse Tradition, die schon in grauer Vorzeit begründet wurde. So glaubte man schon früher bei so einem Ereignis, dass ein Tier, meist ein Drache, den Mond verschluckt hat. Durch spezielle Kulte versuchte der Mensch, das gierige Tier dazu zu bewegen, den Himmelskörper wieder auszuspucken. Merkwürdig, irgendwann hat das auch immer funktioniert - auch wenn die Vorzeitmenschen kaum wissen konnten, warum. So ganz ohne Internet.

Das gibt es längst. Aber viel hat es leider nicht gebracht. Schließlich gibt es noch immer eine ganze Reihe von Leuten, die in diesen Tagen wieder allerlei Humbug aufsitzen werden, Mondscheintänze machen oder in sozialen Netzwerken vor der schwarzen Energie warnen, die nun freigesetzt wird. Unser Tipp daher: Den Computer besser gar nicht erst einschalten. Sondern lieber die Mondfinsternis in der Volkssternwarte in Aufkirchen erleben. Dort wird es zwar nicht um Schlaflosigkeit, Vampire, Drachen, Werwölfe und Co. gehen. Sondern darum, was sich wirklich hinter so einem Phänomen verbirgt. Das ist zwar nicht so gruselig. Dafür aber ganz schön spannend.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4071597
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.07.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.