Mitten in Andechs:Der Heilige Berg an der Wupper

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Hier ein Wallfahrtsort, dort ein Tagungszentrum - und in beiden Fällen der gleiche Name

Kolumne von Michael Berzl

Ganz schön weit ist das von Andechs bis zum Heiligen Berg. Locker 600 Kilometer immer nach Nordwesten, bis ins Bergische Land in Nordrhein-Westfalen. Unten fließt die Wupper vorbei; droben, umgeben von dichtem Wald, befinden sich das Internationale Evangelische Tagungszentrum und eine Bibliothek der Landeskirche. Außerdem stehen da noch drei Sandsteinfiguren aus dem 16. Jahrhundert, die sogenannten Erzväter. Und das Ganze befindet sich "Auf dem Heiligen Berg". Tatsächlich ist diese Bezeichnung unter der Registriernummer 302013013314 seit ziemlich genau sechs Jahren beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wort-Bildmarke eingetragen, mit roter Schrift und stilisierten Türmen.

Aber was sind schon sechs Jahre? Die Protestanten kommen etwa 600 Jahre zu spät. So lange ist das her, dass Herzog Ernst, der Vorgänger des Klostergründers Albrecht III., eine dreischiffige gotische Hallenkirche errichten ließ und dem Hügel bei Andech den Namen "Heiliger Berg" verlieh. Oberhalb vom Ammersee und nicht an der Wupper.

Das war der Tagungshausleiterin Cordula Waldeck aus Wuppertal bisher aber nicht bekannt. 600 Jahre nach dem Herzog meldete sie sich diese Woche aus dem Bergischen und gab kund, der Name "auf dem Heiligen Berg" sei eine geschützte Marke ihres Unternehmens. Als sie mal wieder im Internet nachschaute, was es so über ihr Tagungszentrum im Naherholungsgebiet Hardt so alles zu finden ist, sei ihr erst aufgefallen, dass es diesen Namen noch einmal gibt. Sie müsse sich wohl mal mit den Kollegen in Bayern auseinandersetzen, meinte sie. "Spannend", sei das alles.

Nach einem erbitterten Markenrechtsstreit sieht das jetzt trotzdem nicht aus. Vielmehr überlegt sich Frau Waldeck, die selbst aus der Hotellerie kommt, gerade, ob sie eine für den Sommer geplante Fahrradtour in den schönen Landkreis Starnberg verlegt. Dann könne sie sich dieses Andechs auch einmal selbst anschauen. Daraus könnte ein spannender Erfahrungsaustausch unter Kollegen werden, von der Wupper an die Ammer, zwischen Bergischem Land und Fünfseenland, zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Heiligem Berg und Heiligem Berg sozusagen.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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