Mitten im All:Ein Foto auf Reisen

Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen - in Herrsching sogar dann, wenn die Sache mit dem Reisen gar nicht so einfach ist

Von Astrid Becker

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen - das wusste schon Matthias Claudius. Diese Weisheit dürfte sich sogar bis nach Herrsching herumgesprochen haben - auch wenn das mit dem Reisen dort ein wenig speziell ist. Denn der Bürgermeister dieser Gemeinde am Ostufer des Ammersees, Christian Schiller, würde ja gern verreisen. Das bekundet er zumindest oft und dann auch ausführlich. Allerdings nicht nach Mallorca, Lappland oder Transnistrien. Und schon gar nicht nach Buxtehude.

Er würde schlicht und einfach gern mal das Universum erkunden. Um es gleich zu sagen: Nicht den Mond. Denn der ist seinen 384 400 Kilometern Entfernung doch ein wenig weit weg. Aber die rund 408 Kilometer bis zur internationalen Raumstation (ISS) müssten doch ganz leicht zu überwinden sein, dürfte sich Schiller gedacht haben. Aber weil es bei dem guten Mann nun einmal nur bis zum Kommunalpolitiker gelangt hat und eben nicht ganz bis zum Astronauten, ersann er einen anderen Weg, in die unendlichen Weiten dieser Galaxie zu gelangen und bei der Gelegenheit, auch gleich Herrsching den extraterrestrischen Lebewesen als nächstes Urlaubsziel anzutragen. So verpflichtete er seine Bürger zu einem Fototermin auf den Sportplatz, um das dort geschossene Poster 2018 mit einer Trägerrakete direkt zu Alexander Gerst zu schicken, der dann auf der ISS das Kommando übernimmt. Gerst soll das Konterfei der Herrschinger dort droben abfotografieren, unterschreiben und wieder zurückschicken. Doch so einfach ist es nicht.

Denn das Bild existiert zwar schon, muss jetzt aber erst nach Noordwijk, wo Material, Gewicht und Größe geprüft werden. Erst dann wird entschieden, ob das Foto überhaupt ins All darf. Und sollte dies der Fall sein, muss es auch noch nach Turin, wo über die Verpackung befunden wird. Dann muss noch festgelegt werden, ob es mit einer Transportrakete oder einer bemannten Rakete fliegen darf. "Wenn wir Glück haben, kommt unser Foto mit Astronaut zurück," meint Schiller. Und wenn nicht, dann hat der Bürgermeister trotzdem noch was zu erzählen. Und zwar eine ganze Menge.

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