Mitten im Advent:Gefangen im Weihnachtsrausch

Wer Weihnachten alles richtig machen will, hat richtig Stress, Muss das sein?

Kolumne von Helmut Zeller

Noch zwei Wochen bis Weihnachten - und der alljährliche Stress bei der Vorbereitung des Festes schlägt schon voll zu. Eine Veranstaltung jagt die andere. Besinnung ist nicht drin. Die Werbung drückt pausenlos aufs Konsumentengewissen, dass man doch bloß nicht dies und jenes auf dem Festtagstisch für die Lieben vergessen dürfe; die Deutschen kaufen in diesem Jahr ein wie noch nie, sagen Umfragen. Die Mitarbeiter der Paketdienste kommen vor Erschöpfung an den Weihnachtstagen eh nicht aus dem Bett. Die alljährlich Überfressenen sollten sich vielleicht schon präventiv aus der Apotheken-Umschau Behandlungstipps für ihren geschundenen Magen und Kreislauf holen - und am Ende beklagen sich viele wieder darüber, keine Zeit für die Liebsten und die Familie, überhaupt keine Ruhe an den staden Tagen gehabt zu haben.

Ja, so wird es kommen, darauf kann man wetten, dass das Fest der Nächstenliebe und Besinnlichkeit mal wieder in die Hose geht. Übrigens häufen sich Gewalttaten unter Paaren und in der Familie gerade an den Feiertagen.

Erfahrene versuchen, irgendwie durch den ganzen Wahnsinn durchzukommen und die schwer verträgliche Botschaft der UN-Weltklimakonferenz aus dem kohlestaub-vernebelten Kattowitz zu verdauen. Für die Mehrzahl, die unentwegt jedes Jahr auf ein anderes Weihnachten hoffen, gibt der Landesbund für Vogelschutz Tipps für zumindest "umweltfröhliche Weihnachten". Berge von Geschenkpapier, Lametta und Plastik wandern jährlich in den Abfall. So könne man die Weihnachtsdeko wiederverwenden - Nachhaltigkeit! -, möglichst natürliche, biologische Materialien verwenden, einen Tannenbaum mieten, auf keinen Fall künstliche kaufen, und so fort. Recht haben die Vogelschützer schon, nur klingt das auch schon wieder nach Stress, was man da alles noch zu beachten hat, wenn man doch immer noch kein passendes Geschenk hat. Aber der Landesbund weiß Rat: Ein sinnvolles Geschenk, das Freude bereite und Bayerns Natur schütze, sei eine Geschenkmitgliedschaft. Das wäre schon etwas, aber ob damit die ersehnte Ruhe einkehrt, ist doch eher fraglich.

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