Mitten im Advent:Ein Fan von "Wham!"

"Last Christmas" ist einer der penetrantesten Ohrwürmer aller Zeiten - und er erschüttert derzeit die FDP

Glosse von Barbara Mooser

Die Älteren unter uns erinnern sich noch an das Video, das bisweilen in der Sendung "Formel Eins" ganz ausgespielt wurde: Schöne junge Menschen mit seeeeehr seltsamen Frisuren tollen im Schnee herum, kuscheln sich vor dem Kamin zusammen und schmücken gemeinsam den Weihnachtsbaum. Zwischendurch fliegen Blicke voller Sehnsucht und Schmerz durch den Raum, denn es hat sich ja etwas sehr Trauriges ereignet: "Last Christmas I gave you my heart. But the very next day you gave it away..." Na, ist die kleine Jukebox im Kopf angesprungen? Glückwunsch, dann wird der Leser oder die Leserin dieser Zeilen wohl auch noch die nächsten Tage noch etwas davon haben, denn der Wham!-Song, der seit 1986 leider nie im Tiefschnee verschwunden ist, ist einer der penetrantesten Ohrwürmer aller Zeiten.

Wenn man sich bemüht, an der aktuellen Phase auch nur ein winziges Fitzelchen Positives zu finden, dann wäre es vielleicht das: Weil es keine Weihnachtsmärkte gibt, wird man zum klebrigen Glühwein nicht zusätzlich noch mit diesem klebrigen Weihnachtsklassiker aus der Konserve beschallt. Doch halt! Es gibt auch einen, der das ganz anders sieht: "Keine Pointe, keine Ironie: Last Christmas ist ein großartiger Song", hat Martin Hagen, FDP-Fraktionschef im Landtag, kürzlich getwittert. "Wie bitte!?", könnte man da fragen, doch Twitter ist da natürlich viel kreativer. "Solche Aussagen erschweren mir massiv die Überzeugungsarbeit für die Vorteile einer sozialliberalen Koalition", schreibt einer. Sogar FDP-Chef Christian Lindner scheint sich geäußert zu haben: "Bei uns herrscht Meinungsfreiheit auch für Martin Hagen. Die Haltung der FDP ist aber eine andere", ist in seinem Tweet zu lesen, der aber möglicherweise minimal bearbeitet worden sein dürfte. "Willst du das Internet brennen sehen?", fragt einer besorgt, ein anderer ruft nach einem Untersuchungsausschuss. Doch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, es gibt auch tatsächlich viele, die sich der Meinung von Hagen anschließen. Aber, nun ja: De gustibus non est disputandum. Oder, auf gut Bairisch: D'Katz frisst Mäus', und i mogs gor ned.

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