Mitsprache erwünscht:Tutzing soll attraktiver werden

Beim Bürgerforum im Roncallihaus diskutieren Architekten, Städteplaner und Bürger sachlich und konstruktiv, wie die Gemeinde an Lebensqualität gewinnen kann. Nur die Herabstufung der Staatsstraße wird kaum machbar sein

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Wie die Tutzinger Hauptstraße, Hauptschlagader der Seegemeinde, künftig pulsiert - darüber sollen alle interessierten Bürger mitbefinden. Dieses Versprechen von Bürgermeister Rudolf Krug löste die Gemeinde mit einem groß angelegten Bürgerforum am Montag ein: Knapp 200 Tutzinger drängten sich im Roncallihaus, diskutierten intensiv vor Stellwänden mit großformatigen Planungsentwürfen. Gut ein Dutzend meldeten sich in der Fragerunde zu Wort - sachlich und konstruktiv, wie Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg (CSU) wohlwollend konstatierte.

Was die Bürger wollen

Gut 50 bunte Notizzettel hefteten Tutzinger nach der Infoveranstaltung auf die Planentwürfe an Stellwänden. Anregungen und Kommentare zur künftigen Ortsdurchfahrt fielen teils widersprüchlich aus: - Tempo 30 - Kein Tempo 30! - So viel Parkplätze wie möglich erhalten. Sie sind täglich Brot der Gewerbetreibenden - Fahrradstellplätze unbedingt einrichten - Privilegierte Parkplätze für Elektro-Autos in Parkbuchten und im Parkhaus - Maximale Parkdauer begrenzen, um Dauerparker zu vermeiden - Flüsterasphalt - Bushaltestellen mit Bänken und Überdach - Prioritäten setzen: Fußgänger/Radfahrer vor Auto/LKW - Kreisel an Einmündung Lindemannstraße - Auf keinen Fall ein Kreisel - Mehr Störelemente, um Verkehrsgeschwindigkeit zu reduzieren - Juhuu! Stau von Bernried bis Feldafing - Kommunikation mit Nachbargemeinden. Zusammenführung Radwege zu gemeindeübergreifendem Netz - Viel zu wenig Übergänge zum See - Wie wird gewährleistet, den sommerlichen Wochenendverkehr durch Tutzing zu schleusen? manu

Rathauschef Krug ist noch immer im Krankenstand, daher führte Dörrenberg Regie. Sie verdeutlichte, dass Sanierung und Umgestaltung der Hauptstraße zu den Top-Themen des Gemeinderats in dieser Legislaturperiode gehören. Und auch noch in der nächsten: Der dritte und letzte Bauabschnitt im nördlichen Teil soll 2021 fertig werden. Neben dem Schwerpunkt "Verkehr" kündigte Dörrenberg ein weiteres Bürgerforum zur städtebaulichen Entwicklung des Ortszentrums für Dienstag, 16. Mai an. Noch laufe die Entwurfsphase, in der Anregungen aufgenommen würden.

Tutzing Hauptstraße Umbau Pläne

So sieht die Tutzinger Hauptstraße derzeit aus (oben). Unten die Planskizze, wie die Ortsmitte gestaltet werden könnte. Simulation: die-grille selbständige Landschaftsarchitekten

(Foto: Simulation: die-grille selbständige Landschaftsarchitekten)

Städteplaner Martin Büscher stellte vor, wie sich für die nächsten 50 Jahre mehr Lebensqualität im Ortszentrum gewinnen lasse: durch Verschwenken und Verengen der Fahrbahn auf 6,50 bis 7,50 Meter, Gleichgewicht von Autos, Radlern und Fußgängern, ein Rhythmisieren des Straßenbandes. Benjamin Neudert aus Herrsching, zuständig für die technische Planung, machte auf mehrere "tote Flächen" auf der vier Kilometer langen Ortsdurchfahrt aufmerksam. Belange der Gewerbetreibenden sollen ebenso berücksichtigt werden wie die von Radlern und Fußgängern. Unterschiedliche Beläge, abgesenkte Gehsteige und Fahrradstreifen sind beabsichtigte Elemente. Hinzu kommt eine Parkgarage mit 43 Plätzen als Ergänzung zu 14 öffentlichen und fünf privaten Plätzen. Neudert will künftig vor jeder Sitzung des Umweltausschusses Bürgern Rede und Antwort stehen. Landschaftsarchitekt Harry Dobrzanski kündigte an, Muster von Pflastern und Bänken auszustellen.

Eine Herabstufung der Staatsstraße zur Gemeindestraße, wie sie mehrere Redner anregten, kommt laut Christian Probst vom Staatlichen Bauamt Weilheim angesichts der Verkehrsbedeutung wohl nicht in Frage. In der jetzigen Verantwortung übernimmt die Behörde die Kosten für die Sanierung der ramponierten Fahrbahn, die Gemeinde den Rest. Gespart wird durch gemeinsame Ausschreibung.

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