Mein Tag:Beamer ins Biedermeier

Mein Tag: Michael Fleddermann.

Michael Fleddermann.

(Foto: Arlet Ulfers)

Regisseur Michi Fleddermann setzt Tutzings Fischerhochzeit in Szene

Von Manuela Warkocz

Es hat so seine Tücken, das Historienspiel der Fischerhochzeit rund um den Sohn des Hoffischers Gröber und der Bierbichler-Tochter. Der Text, den der ehemalige Heimatpfleger und Rathausbeamte Josefranz Drummer 1929 im Biedermeier-Duktus verfasst hat, darf nämlich kein Jota verändert werden. Da achtet Sohn Michael heute noch akribisch drauf. Regisseur Michi Fleddermann freut sich jedoch geradezu auf diese Herausforderung: Er will bis zum Auftritt am ersten Juli-Wochenende die rund 30 Mitwirkenden samt 300 Statisten in die Zeit um 1814 "zurückbeamen". Der Schauspielprofi seziert leidenschaftlich gern Sprache. "Im Biedermeier wurden Endungen mehr gezogen, die Sprache war Konsonanten lastiger, heute verschlucken wir ja so viel", konstatiert der gebürtige Starnberger. Die neun Sprechrollen in dieser Mischung aus Rebellenstück, Heimkehrerdrama und Liebestory möchte Fleddermann anleiten, "Akzente zu setzen, Worte herauszustellen. Da kann man viel machen". Zwei Veränderungen hat der Regisseur schon durchgesetzt: Die Szene im Tutzinger Schloss wird vom Balkon auf ein Podium heruntergeholt. "Das bringt mehr Nähe zum Publikum. Und wir spielen ja nicht Romeo und Julia", sagt Fleddermann. Und die Feierlichkeiten der Bauernhochzeit laufen statt in der Turnhalle im Festzelt ab.

Der 46-Jährige hat langjährige Erfahrung vor und hinter der Bühne. Er war als Jugendlicher Balletttänzer in der Münchner Bosl-Stiftung, tanzte im Nationaltheater. Nach einem vierjährigen Abstecher zur Marine und einer Banklehre, die die Eltern verordnet hatten, entdeckte er seine wahre Berufung. Er absolvierte eine Ausbildung an einer Münchner Schauspielschule. Vor allem im Fernsehen hat der dreifache Familienvater seitdem Rollen ergattert, etwa in Rosenheim Cops, Forsthaus Falkenau, SOKO Kitzbühel, Sturm der Liebe. Unter anderem mit Katherina Jakob war er auf Theatertournee. Als Regisseur hält er die Fäden bei der Theatergruppe Traubing in der Hand. Die amüsierte gerade ihr Publikum mit der Krimikomödie "Tiger-Falle".

Seine Erfahrungen mit Laiendarstellern dürften Fleddermann bei der Einstudierung der Fischerhochzeit helfen. Los geht's diese Woche. Dann will er erst einmal die Mitwirkenden kennenlernen - darunter Akademiedirektor Udo Hahn, der den Hofrichter spielt, und den Wirt Fritz Häring, der passenderweise als Wirt agiert. Wer ist eher kopflastig und findet am ehesten über den Text ins Stück? Wer eher intuitiv über das Spiel? Ein besonderes Augenmerk wird der Regisseur auf die weiblichen Darsteller richten: "Die Damen in der Zeit waren nicht gschnappig-selbstbewusst. Sie hatten keine Rechte und traten ehrfürchtig, reduziert auf." Also scheuer Rehblick a la Lady Di? "Genau!". Bei Texthängern hilft keine Souffleuse. Nur das Instrumentarium, auf das Fleddermann auch persönlich zählt: "Das Spiel muss da sein, Körperspannung, Bühnenpräsenz." Es werde ja keine Oscar-reife Leistung verlangt, beruhigt er. Hauptsache, es mache allen Spaß. Deshalb hält er zwei Monate zum Einstudieren für ausreichend. Zwei Mal pro Woche wird auf der Rathaustenne geprobt. "Und wenn sie ihren Text nicht können, dann erhöhen wir eben die Probenzahl", droht er lachend.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: