Mein Tag:Australische Gelassenheit

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Foto: Arlet Ulfers (Foto: N/A)

Ombeline Eckert leitet das Montessori-Kinderhaus Inning

Von Anna-Elena Knerich

Ombeline Eckert ist viel in der Welt herumgekommen, und das kommt ihrer Arbeit im bilingualen Montessori-Kinderhaus zugute: Geboren und aufgewachsen ist sie in Frankreich, mit 20 ging sie das erste Mal nach Australien, später unterrichtete sie dann Französisch in den USA. Dort lernte sie die Montessori-Pädagogik kennen, die die junge Französin begeisterte. Da sie Germanistik studiert hatte, beschloss sie im Jahr 2000 kurzerhand, nach Deutschland zu ziehen. Hier begann sie sofort die langwierige Ausbildung zur Montessori-Erzieherin und lernte ihren Mann kennen. Dieser hatte auch schon in Australien gelebt, und so zog es das junge Paar wieder in das Land der Kängurus und Koalas. Als ihr erstes Kind unterwegs war, hielten die beiden das für einen "guten Zeitpunkt zum Auswandern" und ließen sich südlich von Perth nieder, wo der Sohn ein Montessori-Kinderhaus besuchte.

Der Name "Kinderhaus" sei dabei wörtlich zu nehmen, erklärt Ombeline (Foto: Ulfers): als "Haus der Kinder", in dem diese selbst für alles verantwortlich sind. Sie putzen, räumen auf, und wenn die Jüngsten das noch nicht können, übernehmen die Älteren die Verantwortung. Die Erwachsenen seien nur zur Sicherheit und als Hilfe da. Außerdem gibt es hier keine Spielsachen, sondern pädagogisches "Montessori-Material". Und die Kinder dürfen sich aussuchen, womit sie arbeiten wollen.

Zufällig war im selben Kinderhaus eine Stelle frei, und Ombeline konnte direkt als Erzieherin anfangen - nun auf Englisch. Die Familie blieb drei Jahre in Australien, die beiden Kinder wuchsen dreisprachig auf. Doch der Jüngere hatte noch nie seine Familie gesehen, deshalb bewarb sich Ombeline per Skype im Inninger Kinderhaus. Hier wird Deutsch und Englisch gesprochen, ihre Auslandserfahrungen waren sicherlich von Vorteil. Im Januar 2016 wurde sie als Leiterin eingestellt. Das Besondere am Kinderhaus ist, dass die Kinder rechnen, schreiben und lesen lernen können, wenn sie das wollen: "Die meisten sind extrem wissbegierig", so die neue Leiterin.

Ob sie hier von ihrer Zeit in Australien profitiert? "Klar, die australische Mentalität nimmt alles viel entspannter. Und ich habe dort gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will", meint Ombeline. Außerdem habe das Kinderhaus schon Partnerschaften mit anderen Montessori-Einrichtungen in Neuseeland und England, mit denen die Kinder auf Englisch Briefe, Fotos und Pakete austauschen. Ihr Ziel sei es, auch noch Montessori-Kinderhäuser in Asien, Afrika und Südamerika zu finden.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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