Wohnungsbau:Die Hausgemeinschaft wächst zusammen

Wohnungsbau: Die beiden Mehrgenerationenhäuser in der Seefelder Hedwigstraße sind so gut wie fertig. Projektleiter Ralf Schmid besichtigt gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Kögel (links) die Wohnungen.

Die beiden Mehrgenerationenhäuser in der Seefelder Hedwigstraße sind so gut wie fertig. Projektleiter Ralf Schmid besichtigt gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Kögel (links) die Wohnungen.

(Foto: Georgine Treybal)

In Seefeld stellt die Wohnungsgenossenschaft Maro die 22 Wohnungen vor, die im November bezogen werden. Die Geschichte eines ehrgeizigen Mehrgenerationen-Projekts.

Von Sabine Bader

Allein die Lage der beiden Neubauten ist bestechend: Die Grundschule liegt direkt gegenüber, die Nachbarschaftshilfe auch. Das Betreute Wohnen ist ebenso nah wie der katholische Kindergarten und ein Spielplatz. Für jung und alt ist alles da. Wenn jetzt erst noch der Laden in der Hauptstraße fertig wird, ist auch die Einkaufssituation geregelt. In der Seefelder Hedwigstraße entsteht gerade ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt - das heißt, es ist so gut wie fertig. Die 22 Wohnungen sind alle vergeben, noch im November erhält Seefeld damit an die 65 neue Gemeindebürger. Entstanden sind die beiden Bauten unter der Ägide der Wohnungsgenossenschaft Maro, die ein paar Kilometer weiter in Andechs ein zweites Mehrgenerationenprojekt plant. Landratsamtssprecher Stefan Diebl verweist in diesem Zusammenhang auch auf den Mehrgenerationen-Campus des Bayerischen Roten Kreuzes in Gauting - ein ähnliches Wohnprojekt, wenn auch mit anderem Konzept.

Die Idee des Mehrgenerationen-Wohnens ist ganz allgemein, dass die Mieter nicht anonym nebeneinander leben, sondern manches gemeinsam machen und sich im besten Fall gegenseitig zur Seite stehen. Auf einen Nenner gebracht heißt das: Alleine wohnen ohne einsam zu sein. Der Name der Maro steht übrigens für "Miteinander aber richtig organisiert", erklärt Projektleiter Ralf Schmid. Den Generationenmix erreicht die Genossenschaft automatisch über die unterschiedlichen Wohnungsgrößen, die sie in Seefeld anbietet: Es gibt vier Zwei-Zimmer-Wohnungen für Alleinstehende, sechs Wohnungen mit drei Zimmern, die vorzugsweise von Paaren bezogen werden, acht Wohnungen mit vier Zimmern und vier mit fünf Zimmern für Familien. Es gibt Gemeinschaftsflächen wie den Garten und einen Gemeinschaftsraum, in dem Veranstaltungen stattfinden können.

Wohnungsbau: Ein Blick in eine der großen Wohnungen, in die schon bald eine Familie mit mehreren Kindern einziehen wird.

Ein Blick in eine der großen Wohnungen, in die schon bald eine Familie mit mehreren Kindern einziehen wird.

(Foto: Georgine Treybal)

In Seefeld ist damit das zehnte Mehrgenerationenhaus entstanden, das die Genossenschaft in den zehn Jahren ihres Bestehens zwischen Landsberg, Rosenheim und Garmisch auf den Weg gebracht hat. Die Maro nimmt den Gemeinschaftsgedanken dabei sehr ernst: So werden die künftigen Mieter schon zwei Jahre vor Einzug in einem sogenannten "Bewohner-Prozess" an der Entstehung des Vorhabens beteiligt. Bei monatlichen Treffen, die von Mitarbeitern moderiert werden, wird beispielsweise entschieden, wie die Gemeinschaftsanlagen genutzt werden sollen und wer sich um welche Aufgaben in der Hausgemeinschaft kümmert. Wer beispielsweise gemeinsame Feste organisiert, wer gerne gartelt und mit Gleichgesinnten die Pflege des Gartens übernimmt wird ebenso festgelegt, wie diejenigen, die dafür zuständig sind, dass im Haus alles möglichst reibungslos läuft.

Nicht jedem sagt dieses Konzept zu. Einige der potenziellen Mieter springen während des Bewohner-Prozesses wieder ab, weil sie festgestellt haben, dass das Vorhaben doch nichts für sie ist. Zwischen zehn und dreißig Prozent sind dies, berichtet Schmid. Dafür seien aber auch andere Gründe verantwortlich. Zum Beispiel, dass sich die persönliche Lebenssituation des Einzelnen im Verlauf des Prozesses geändert habe. Doch bei den verbleibenden Bewohnern stünden die Chancen gut, dass sie zu einer funktionierenden Hausgemeinschaft zusammenwachsen. Schmitt: "Das Projekt steht und fällt mit den Bewohnern. So können beispielsweise Alleinstehende besser eingebunden werden, junge Eltern, die keine Großeltern in der Nähe haben, werden vielleicht eine Leih-Oma finden." Dabei habe natürlich jeder seine eigene Wohnung.

Wohnen zu vergleichbar günstigen Mieten

Da es sich bei der Maro um genossenschaftliche Wohnungen handelt, müssen die Mieter auch Mitglieder der Genossenschaft sein. Die Vergabe der Wohnungen läuft nach verschieden Kriterien: nach der örtlichen Verbundenheit, der Dauer der Mitgliedschaft in der Maro und die Eignung für die Hausgemeinschaft. Wer einen Zuschlag erhält, der wohnt je nach finanziellem Hintergrund zu vergleichbar günstigen Mietpreisen und hat obendrein einen Mietvertrag auf Lebenszeit.

Das Projekt hat die Gemeinde Seefeld noch unter Rathauschef Klaus Kögels Vorgänger Wolfram Gum auf den Weg gebracht und im Erbbaurecht an die Maro vergeben. Doch auch Kögel ist überzeugt, dass das Ganze eine gute Sache werden kann. "Wenn es funktioniert, finde ich es super", sagt er. Am vergangenen Mittwoch ließ er sich die beiden fertigen Bauten von Projektleiter Ralf Schmid noch einmal zeigen. "Ich stehe nur mit der Außenfarbe ein wenig auf Kriegsfuß," sagte er anschließend zur rosafarbenen Front. Aber das sei eine reine Geschmacksfrage. Die Wohnlage habe für ihn "einen sehr großen Charme".

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