Medizinische Versorgung:99 Betten für den Ernstfall

Hilfskrankenhaus

Hjalmar Hagedorn, Ärztlicher Direktor, demonstriert die Ausstattung der Einzelzimmer im Behelfskrankenhaus in Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dem Rettungs-Zweckverband stehen Kapazitäten in Dachauer Hotel zur Verfügung

Von Michael Berzl, Andreas Förster, Dachau/Starnberg

Gerüstet zu sein für alle Fälle, ist eine der Hauptaufgaben des Starnberger Krankenhaus-Geschäftsführers Thomas Weiler. Vorbereitet zu sein auch für den Fall, dass noch viel mehr Covid-19-Patienten als jetzt eine stationäre Behandlung brauchen. Seit dieser Woche könnte er dann auch auf Kapazitäten in einem zur Hilfsklinik umgerüsteten Hotel am Rand von Dachau zurückgreifen. Weiler ist nämlich nicht nur für den Landkreis Starnberg zuständig, als Ärztlichem Leiter obliegt ihm die Koordination in allen vier Landkreisen, die in einem Rettungs-Zweckverband zusammengeschlossen sind, zu dem auch Fürstenfeldbruck, Landsberg und Dachau gehören.

Solche Verbände haben die Anweisung erhalten, Reservekapazitäten "zur Planreife zu bringen", wie Weiler erklärt. Alle möglichen Standorte seien dabei geprüft worden, auch im Fünfseenland. Die stillgelegte Schön-Klinik in Berg zum Beispiel. Ein Grund für die Entscheidung für Dachau sei gewesen, dass im nördlichen Verbandsgebiet bisher weniger Krankenhausbetten zur Verfügung stehen als im Süden, der schon jetzt sehr gut versorgt sei. Zudem seien die Planungen in Dachau schon sehr weit gediehen gewesen, als die Anweisung aus den Ministerien kam.

In dem Select-Hotel an der Newtonstraße im Dachauer Gewerbegebiet Ost stehen nun 99 Betten zur Verfügung. Patienten können dort mit Sauerstoff versorgt, aber nicht intensivmedizinisch beatmet werden. Auf 180 Betten könne man aufrüsten, sagte Landrat Stefan Löwl (CSU) bei einem Rundgang mit Gesundheitsministerin Melanie Huml. Die ärztliche Betreuung übernehme das Helios-Amper-Klinikum Dachau. Ob das Hilfskrankenhaus jemals in Betrieb geht, hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab.

Vor dem Eingangsbereich stehen zwei zehn Meter lange Zelte. Eines ist als Desinfektionsschleuse für die Patienten vorgesehen, daneben ist das Umkleidezelt fürs Personal. Davor steht ein Lastwagen des Gasherstellers Linde, der den Sauerstoff für Beatmungsgeräte bereitstellt. Die Lobby wurde für die Erstaufnahme der Patienten umgerüstet, die Lounge ist als Aufenthaltsbereich für Personal vorgesehen. Insgesamt 58 Paletten Material von steriler Bettwäsche über Handtücher, Kanülen und Schläuche bis zu Matratzen sind in einem Seminarraum eingelagert. Die 99 Betten verteilen sich auf drei Stockwerke, dort gibt es jeweils auch ein behelfsmäßiges Stationszimmer. Alle Einzelzimmer haben neben der Dusche auch einen kleinen Essensbereich, schließlich müssten Patienten bis zu zwei Wochen hier in Quarantäne bleiben, erklärte Helios-Chefmediziner Hjalmar Hagedorn. Das Behelfshospital sei vor allem für Patienten gedacht, denen es zu gut gehe, um ins Krankenhaus zu müssen, aber zu schlecht, um die Quarantäne zu Hause verbringen zu können. Innerhalb von 48 Stunden könne der Betrieb in dem Behelfskrankenhaus starten, sagte Weiler.

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