Insolvenzverfahren:Schwieriger Endspurt für die Maro-Rettung

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Das Mehrgenerationenhaus an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen wurde wenige Wochen vor der Maro-Pleite fertiggestellt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Genossenschaft hat bislang 3,5 Millionen Euro gesammelt. Um eine Liquidation abzuwenden, braucht sie aber in wenigen Tagen vier bis fünf Millionen.

Von Konstantin Kaip, Bad Tölz-Wolfratshausen

Obwohl die Zeit fürs Geldeinsammeln zur Rettung der Maro-Genossenschaft in wenigen Tagen abläuft, gibt sich der Insolvenzverwalter weiterhin zuversichtlich. „Als Insolvenzverwalter ist es mein Ziel, mit der Unterstützung aller Beteiligten einen Weg zu finden, der zu einem positiven Ergebnis und einer nachhaltigen Lösung für die Maro-Genossenschaft führt“, erklärt Ivo-Meinert Willrodt von der Münchner Kanzlei Pluta, der derzeit mit seinem Sanierungsteam um Rechtsanwältin Marlene Scheinert an einem Insolvenzplan als Lösung für die Genossenschaft arbeitet.

Wesentlicher Bestandteil der angestrebten Lösung ist der Beitrag der Genossen. Dieser müsse laut insolvenzrechtlicher Regelungen in Summe für die Gläubiger wirtschaftlich zu einem besseren Ergebnis führen als ein Liquidationsszenario, erklärt die Kanzlei auf Anfrage. „Dafür sind vier bis fünf Millionen Euro nötig.“ Derzeit sind laut Informationen der Maro Absichtserklärungen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro eingegangen.

„Nur mit den Absichtserklärungen können wir unser Wohnkonzept sichern“

Die Zeit, um die Lücke zu füllen, ist indes äußerst knapp: „Absichtserklärungen für die Unterstützungszahlungen müssen im August erfolgen, die Gelder ab September eingezahlt werden“, erklärt eine Sprecherin des Insolvenzverwalters. Diese müssten auf ein Treuhandkonto eingezahlt sein, bevor der Insolvenzplan bei Gericht eingereicht werde. „Nur mit unseren Absichtserklärungen und den später folgenden tatsächlichen Einzahlungen können wir das Maro-Wohnkonzept, die Förderwohnungen, den bezahlbaren Wohnraum und unsere Demenz-Wohngemeinschaften sichern“, erklärt dazu Inge Schmidt-Winkler vom Vorstand der Maro. Alle, die sich an der Rettung beteiligen wollen, aber noch nicht Maro-Mitglied sind, sollten sich per E-Mail an zukunft@maro-genossenschaft.de wenden, appelliert Schmidt-Winkler. „Das gilt für Privatpersonen, aber übrigens auch für Unternehmen und Stiftungen, die unser Konzept für unterstützungswert halten.“

Bei den Absichtserklärungen handle es sich um freiwillige und unverbindliche Erklärungen, so der Insolvenzverwalter. Einen festen Termin zur Abgabe habe er nicht benannt, es finde daher auch kein konkreter Abschlusstermin statt. „Die Absichtserklärungen, die eingehen, dienen zum einen den Banken als Bestätigung, dass Rettungsbemühungen veranlasst werden. Zum anderen begründen diese Erklärungen die Erstellung des Insolvenzplanes. Die genaue Höhe des erforderlichen Betrages ist von mehreren Faktoren abhängig und kann erst bei Finalisierung des Planes konkretisiert werden.“ Die Gelder würden von September an angefordert und auch eingezahlt. „Erst wenn dann im Herbst genügend Kapital zusammengekommen ist, kann der Insolvenzplan dem Gericht vorgelegt werden.“ Ein Termin dafür stehe ebenfalls noch nicht fest. Wenn die eingeworbenen Mittel dann nicht ausreichten, um die Gläubiger besserzustellen, könne der Insolvenzplan nicht umgesetzt werden. „Laut rechtlicher Vorgaben muss dann die Liquidation der Genossenschaft erfolgen.“

Grüne fordern Bürgschaft des Freistaats

Die Grünen im bayerischen Landtag nehmen angesichts des Zeitdrucks nun erneut die Regierung in der Pflicht. „Eine Bürgschaft des Freistaats Bayern zur Absicherung eines neuen Kredits könnte die Rettung sein“, erklärt die haushaltspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Claudia Köhler. „Aber dazu müsste die Staatsregierung endlich eine Entscheidung treffen. Das Problem ist seit Monaten bekannt. Ist die gesamte Staatsregierung im Urlaub?“

Die Maro-Genossenschaft betreibt mehrere Mehrgenerationen-Wohnprojekte, unter anderem in Dietramszell, Wolfratshausen, Unterhaching und Seefeld. Wegen einer geplatzten Finanzierung für ein Bauprojekt im Landkreis Ebersberg musste sie im Frühjahr dieses Jahres Insolvenz anmelden. Für ihre Rettung haben sich inzwischen auch alle Fraktionen im bayerischen Landtag ausgesprochen. Die Bayerische Landesbodenkreditanstalt (Bayern-Labo) sollte sich um eine Vereinbarung mit den beteiligten Banken bemühen. Zwei Dringlichkeitsanträge zum Thema, von den Grünen und der Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern, wurden allerdings in die Ausschusssitzungen nach der Sommerpause vertagt. Der nun angestrebte Insolvenzplan soll laut der beauftragten Kanzlei die Genossenschaft samt Immobilieneigentum erhalten – „zur Sicherung der Vorzüge der genossenschaftlichen Wohnform“. Sein Team stehe weiterhin in engem Austausch mit allen Beteiligten, auch mit dem Vorstand der Maro, erklärt Insolvenzverwalter Willrodt und betont: „Für die bisher sehr konstruktive Zusammenarbeit möchte ich mich ausdrücklich bedanken.“

www.maro-retten.de

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