Marketing:Grün und blau

Demnächst stellt Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter die Bildmarke vor, mit der die "Region StarnbergAmmersee" künftig Werbung machen will. Nach dem Vorbild von Südtirol können dann auch Unternehmen das Logo für ihre Produkte und Dienstleistungen verwenden

Interview Von Otto Fritscher, Starnberg

Das Vorbild heißt: Südtirol. Das bekannte Logo mit den bunten Gebirgszügen ziert nicht nur Äpfel, Speck oder Weinflaschen, es ist auch in Geschäften, Hotels und Rathäusern zu finden. Die Botschaft lautet: Wir sind Südtiroler, identifizieren uns mit unserer Heimat und sind stolz auf unsere Produkte und Dienstleistungen. Solch ein Logo - die Fachleute sprechen lieber von einer Bildmarke - wird Mitte Oktober auch für den Landkreis Starnberg vorgestellt. Genauer gesagt: für die Region "StarnbergAmmersee", wie das Fünfseenland nun vermarktet und beworben wird - ein Ergebnis des Markenbildungsprozesses. Ein Gespräch über das neue Markenlogo und andere aktuelle Wirtschaftsthemen mit Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaft- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (Gwt).

SZ: Um die neue Bildmarke wird ja ein großes Geheimnis gemacht. Ist dieses Emblem wirklich so wichtig?

Christoph Winkelkötter: Es ist der nächste Schritt bei unserem Markenbildungsprozess. Über die Gestaltung kann ich noch nichts sagen.

Uns ist zu Ohren gekommen, dass die Grundfarben Grün und Blau sein werden und dass darauf die Umrisse der Region StarnbergAmmersee zu erkennen sein werden. Das Fünfseenland ist ja passé.

Ich kann nur sagen, dass bei der internen Vorstellung der nun ausgewählte Entwurf sehr gut angekommen ist.

Wer darf sich denn künftig mit dem Logo schmücken?

Klar ist, dass man das Logo nicht kaufen kann. Man kann sich dafür bewerben, und eine Jury entscheidet dann, ob es verwendet werden darf oder nicht. Unternehmen, Institutionen oder Vereine müssen auf jeden Fall zu den Kernwerten der Region StarnbergAmmersee passen. Sie wissen ja: wert-schätzend, geistreich, märchenhaft, erfinderisch, um nur einige Kernwerte zu nennen. Das eröffnet ein breites Spektrum: vom Hotel über ein Bio-Milchunternehmen und die Andechser Brauerei bis hin zu Handwerksbetrieben und auch Selbständigen. Viele Firmen haben ja inzwischen ein Leitbild. Über die Vergabe entscheidet von Oktober an ein Beirat, der unter anderem mit Mitgliedern des Strategie-Ausschusses besetzt ist. Es geht auf jeden Fall darum, das Selbstverständnis der Region StarnbergAmmersee nach außen zu transportieren.

Sprung in den Starnberger See

Es ist nicht nur das Grün des Wassers und das Blau des Himmels, das Touristen an die Gestade der Seen lockt. Die Region Starnberg-Ammersee ist auch ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort, der nun ein Logo bekommt.

(Foto: Ursula Düren/dpa)

Worin liegt der Vorteil für die Unternehmen?

Sie zeigen, dass sie sich mit dieser Region identifizieren und einem Landkreis, in dem Qualität produziert wird. Wir meckern hier ja gern auf einem hohen Niveau, über den Verkehr oder sonst was. Man darf aber nicht vergessen, dass wir in einer Spitzenregion leben, und das hat weniger mit dem statistischen Spitzeneinkommen zu tun als mit den Spitzenleistungen, die hier in vielen Branchen erbracht werden.

Welche Unternehmen würden denn das Logo nicht verwenden dürfen?

Ein Rüstungsunternehmen zum Beispiel würde nicht so gut zu unseren Markenwerten passen.

Kostet die Verwendung des Logos etwas?

Natürlich werden da geringe Lizenzgebühren fällig. Über deren Höhe kann ich noch keine Auskunft geben.

Die Gwt ist ja auch für den Tourismus zuständig, nach der Fusion zum Jahreswechsel mit dem altehrwürdigen Tourismusverband. Wie ist der Stand der Fusion?

Es läuft gut. Wir haben neue Teams gebildet. Und werden auch neue Schwerpunkte setzen. Als Anfang spielen wir ja jetzt schon das Thema "Wasser" in vielerlei Facetten. Und dann haben wir zum Beispiel hier die höchste Golfplatzdichte in ganz Deutschland. Dazu gehört es auch, über die reinen Landkreisgrenzen hinaus zu denken. Dem Golfer aus Norddeutschland ist es egal, ob der Golfplatz Hohenpähl im Landkreis Starnberg liegt oder nicht. Wir planen zum Beispiel, Pakete wie "Vier Golfplätze in vier Tagen" anzubieten und dabei diese Spitzenstellung herausarbeiten. Wir wollen nämlich, um es mal salopp zu sagen, nicht mehr Touristen, sondern mehr Wertschöpfung durch Touristen.

Stockdorf RH, Wirtschaftsempfang

Christoph Winkelkötter ist seit 2000 für die Wirtschaftsförderung im Landkreis zuständig. Seit der Fusion mit dem Tourismusverband ist er Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusförderung.

(Foto: Georgine Treybal)

In welchen Bereichen ist denn der Landkreis Ihrer Meinung nach nicht Spitze?

Nun ja, nehmen wir die Elektromobilität. Es fahren zwar sehr viele Tesla hier herum, aber die Ladeinfrastruktur ist nicht ausreichend. Es wird zwar mal hier, mal dort eine neue Ladestation eingeweiht, aber es fehlt eine koordinierende Hand. Sonst wird die Elektromobilität bei uns nicht alltagstauglich werden.

Wie sieht es mit dem Dauerthema "Breitband" aus?

Das beschäftigt uns jetzt seit mehr als zehn Jahren. Die Versorgung mit Glasfaser beziehungsweise Breitband ist schon in vielen Orten gut, aber es gibt noch Bereiche, die nicht angebunden sind. Noch gibt es 60 Prozent Fördermittel, und deswegen sollten wir mit dem weiteren Ausbau schnell vorankommen. Das Thema Breitband lässt uns also nicht los.

Klingt so, als würde der Gwt die Arbeit nicht ausgehen.

Richtig. Deswegen bekommen wir im Oktober auch Verstärkung. Eine neue Wirtschaftsförderin, die vor allem bei den Firmen vor Ort sein soll. Eine Kümmerin, die zum Beispiel sagen kann, für welche Projekte es bei welcher Stelle Fördermittel gibt. Die die Unternehmen entlastet und fragt: Was braucht ihr? Vielleicht eine Anleitung, wie man noch mehr Energie spart.

Und Sie kümmern sich dann um die großen Dinge wie neue Gewerbegebiete?

Da wird im Landkreis nicht mehr viel möglich sein. Ich sehe Schorn, das ist wichtig, und noch das Projekt in Gauting in Richtung Sonderflughafen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Aber Wirtschaftsförderung heißt ja nicht nur, neue Betriebe anzusiedeln, sondern viel mehr, sich um die bestehenden zu kümmern und denen Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten. Dabei werden wir auch zu neuen Formen des Bauens in den Gewerbegebieten kommen müssen: höher, dichter, vielleicht wie im Wohnungsbau gar Wand an Wand. Weitere größere Gewerbegebiete sehe ich nicht.

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