Süddeutsche Zeitung

Marionettentheater:Federvieh im Morgenland

Mit dem Zaubermärchen Kasperl Larifari in "Kalif Storch" bietet das Starnberger Marionettentheater den großen und kleinen Zuschauern ein gelungenes Schauspiel

Von Sophie Laskus, Starnberg

Orientalische Musik. Ein Spot. Da steht er.Eine der wohl populärsten Marionetten in ganz Bayern: Kasperl Larifari. So entführt Franz Graf von Poccis "Taugenichts" mit seinen charakteristisch viel zu großen Extremitäten, der roten Knubbelnase und seinem viel zu bunten Kostüm, Jung und Alt in den Orient des Zaubermärchens "Kalif Storch". Abgekommen von seiner Karawane trifft der "gepflegtes bayrisch" sprechende Kasperl Larifari, dem seit Jahren Egon Blädel seine Stimme verleiht, auf eine andere Kultur und somit auf ein neues Abenteuer.

In einem prunkvollen Palast begegnet der Publikumsliebling dem eigentlichen Protagonisten, dem abenteuerlichen Kalifen und seinem Großwesir, die vom Dialekt des Kasperl ebenso amüsiert sind, wie die Zuschauer. Als ein mysteriöser Krämer auftritt, steigt die Spannung. Er verkauft ein geheimnisvolles Pulver, das Menschen mit Hilfe eines Zauberspruchs in jedes beliebige Tier verwandeln kann. Jedoch mit einer Auflage: Man darf nicht lachen, sonst besiegelt man sein Schicksal, auf ewig ein Tier zu bleiben. Von Neugier getrieben, verzaubern sich die drei und werden zu Störchen. Anders aber als die arabischen Herrscher, transformiert sich Larifari nicht in einen eleganten Storch, sondern eher in ein "plumpes Federvieh mit Bierbauch", welcher bei seinem Versuch zu fliegen schallendes Gelächter auslöst. Ihr Schicksal steht fest. Sie müssen ihr restliches Leben in Tiergestalt verbringen. Als bekannt wird, dass sie von einem böse gesinnten Zauberer, der die Herrschaft an sich reißen will, reingelegt wurden, ist der Höhepunkt perfekt.

In der Pause diskutieren die Buben Leon und Richard darüber, wer nun der Bösewicht sei. Nur in einer Sache sind sich beiden einig: Larifari ist der "coolste". Auch wenn die jungen Zuschauer, auf Grund des doch eher "erwachsenen Humor", nicht jeden Witz verstehen, sitzen sie gespannt auf ihren kleinen Stühlen und fiebern mit. Am Ende steht dann auch die Kleinste mit den Händen überm Kopf da und klatscht begeistert.

Doch nicht nur Kinder kommen während dem von Margit Hofstetter inszeniertem Theaterstück auf ihre Kosten. So manch ein jung gebliebener Erwachsener kann dank Larifaris teils herbem Humor lauthals lachen und vergisst dabei, dass sich auch hinter den Kulissen so einiges abspielt. "Es bedarf eines genauen Ablaufes, einer durchdachten Choreografie, um ein Verheddern der Marionetten zu vermeiden", so der Techniker und Organisator Wolfgang Pusch. Zudem ist absolutes Feingefühl, sowie viel Übung zum Führen der durchschnittlich 30 cm großen und künstlerisch gestalteten Puppen notwendig.

Dass man auch im Marionettentheater Karriere machen kann, beweist Heidi Janiček. Ihr ist Kasperl Larifari mit seinen 13 Fäden anvertraut worden. Kein Kinderspiel ist das, doch sie meistert die Aufgabe ebenso wie ihre Kollegen gekonnt.

In der Alten Oberschule (Am Bahnhofplatz 14) ist das Stück am Samstag und Sonntag, 17. und 18. Dezember, sowie an allen Samstagen und Sonntagen im Januar (außer Neujahr) zu sehen - samstags um 15 und 17.30 Uhr, sonntags um 11 und 14 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 16.12.2016
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