Malerei in Starnberg:Vernissage mit Falke

Werke von Karl Walther und seiner Enkelin Hara Walther sind in der Thoma-Galerie gemeinsam ausgestellt

Von Katja Sebald, Starnberg

Der spätimpressionistische Maler Karl Walther starb 1981 in seinem Haus in Seeshaupt. Im selben Jahr wurde seine Enkelin Hara geboren. Sie wuchs in Seeshaupt mit den Bildern ihres Großvaters auf, den sie nie kennengelernt hatte. Heute ist sie Falknerin und Künstlerin. Unter dem Titel "Aneignung der Natur" hatte die Stiftung Petra Benteler in Murnau bereits 2016 Arbeiten von Karl und Hara Walther in einer gemeinsamen Schau gezeigt. Nun sind in der Thoma-Galerie in Starnberg noch einmal Großvater und Enkelin vereint: "Naturerleben" heißt die ungewöhnliche Ausstellung, die am Freitagabend - übrigens in Anwesenheit eines Falken - eröffnet wurde.

Karl Walther wurde 1905 in Leipzig geboren. Nach einer Lithografenlehre begann er ein Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, das er jedoch nicht abschloss. Bereits in den 1920er-Jahren hatte er erste Einzelausstellungen in Leipzig und Berlin, es folgten internationale Ausstellungen, unter anderem in Pittsburgh und San Francisco. 1938 stellte er auf der Biennale von Venedig aus, von 1937 bis 1944 war er jedes Jahr auf der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst vertreten. Von den insgesamt 29 Bildern, die er dort ausstellte, wurden 13 verkauft, allein sieben an Adolf Hitler.

Starnberg, Galerie Thoma, Ausstellung Walther

Einen Steg in Bernried zeigt das Werk des Seeshaupter Malers Karl Walther.

(Foto: Georgine Treybal)

In der aktuellen Ausstellung ist ein "Frühlingswald" aus dem Jahr 1938 zu sehen, außerdem ein Gemälde mit dem Titel "Herbstwald bei Seeseiten" aus dem Jahr 1942 und ein undatiertes Bild, auf dem ein Seeuferstreifen bei Bernried zu sehen ist. Außerdem gibt es eine Stadtansicht von München und drei Stillleben. Insbesondere für seine stimmungsvollen Stadtansichten wurde Walther seinerzeit gerühmt, aber auch für seine Landschaften, Stillleben und Portraits. Seine Malweise war von den französischen und deutschen Impressionisten beeinflusst, er verehrte Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth.

Starnberg, Galerie Thoma, Ausstellung Walther

Hara Walther lässt sich für ihre Werke gern von Vögeln inspirieren. Bilder von Großvater und Enkelin sind derzeit in der Galerie Thoma zu sehen.

(Foto: Georgine Treybal)

Als sich in der jungen Bundesrepublik die Abstraktion als eine von der deutschen Vergangenheit unbelastete "Weltsprache" durchsetzte, kämpfte Walther erbittert gegen die Zeitströme und verfasste Streitschriften für die traditionell-figurative Malerei. Aus heutiger Sicht mutet es allerdings befremdlich an, dass er auf seiner Internetpräsenz zu den Vertretern der "Verschollenen Generation" gezählt wird - bezeichnet doch dieser Begriff diejenigen Künstler, deren Karriere durch die Kulturdiktatur der Nationalsozialisten brutal abgeschnitten wurde. Ebenso befremdlich erscheint es, dass die regelmäßigen Beteiligungen an der Großen Deutschen Kunstausstellung dort wie auch auf der Liste der Ausstellungen, die in der Galerie ausliegt, fehlen. Die Bilder von Hara Walther hingegen stehen ganz im Zeichen ihrer Leidenschaft für die Falknerei. Die Beizjagd oder Falknerei wurde bereits in der Antike praktiziert, auch in Deutschland hat sie eine lange Tradition. Das vom staufischen Kaiser Friedrich II. im 13. Jahrhundert verfasste Lehrbuch "De arte venandi cum avibus", von der Kunst mit Vögeln zu jagen, inspirierte Hara Walther 2008 zur Arbeit mit Greifvögeln.

Seither ergänzen die Beutestücke ihres Falken "Sizilia" und die Federn, die er während der Mauser verliert, ihre Aquarelle und Zeichnungen zu ungewöhnlichen Assemblagen.

Die Ausstellung "Naturerleben" von Karl und Hara Walther ist noch bis zum 21. Dezember 2019 dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr in der Thoma-Galerie in Starnberg, Achheimstraße 4, zu sehen.

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