Maising:Königlich Bayerischer Wegestreit

Die einen wollen ihn, die anderen nicht: Im Konflikt um den alten Kirchenpfad in Maising ist kein Ende abzusehen.

Peter Haacke

Beschaulich geht es normalerweise in Maising zu. Der rund 300 Einwohner zählende Ortsteil von Pöcking, urkundlich erstmals 1182 erwähnt, besticht durch landschaftliche Idylle, die auch Naherholungssuchende aus der Münchner Region zunehmend schätzen. Doch das oberbayerische Dorf spaltet ein erbittert geführter Streit, der immer kuriosere Züge annimmt. Selbst ein Mediator biss sich schon die Zähne an dieser Posse aus, die ans Königlich Bayerische Amtsgericht erinnern lässt. Dabei geht es vordergründig doch nur um einen jahrzehntelang in Vergessenheit geratenen Weg: Die einen wollen den Kirchenweg - ein Trampelpfad mit Brücke durch urwüchsige Biotope - wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen, die anderen wollen das partout verhindern. Im Rahmen der Pöckinger Bürgerversammlung entzündete sich der Konflikt am Donnerstag erneut in ganzer Schärfe - und machte vor allem eines klar: Der Streit wird weitergehen.

Bürgerversammlung Pöcking

Bürgerversammlung Pöcking Pöcking Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle, geleitet von Bürgermeister Rainer Schnitzler.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bürgermeister Rainer Schnitzler jedenfalls sieht sich in der seit 2009 schwelenden Angelegenheit zwischen allen Stühlen. Damals hatten Unbekannte mit roter Farbe und Schildern an Bäumen auf den längst vergessenen Weg - eine historische Verbindung zwischen Maising und Pöcking - hingewiesen. Verirrten sich bis dahin bestenfalls Einheimische auf den versteckten Pfad, so suchten nun plötzlich auch Ortsfremde Erholung in unberührter Natur - und querten dabei eine auf Privatgrund stehende Brücke über den Bach zum "Klostermeier-Weiher". Das Bauwerk aus den 60er Jahren genügt aber längst nicht mehr den Sicherheitsvorschriften, deshalb ließ es die Gemeinde sperren. Doch das Bayerische Verwaltungsgericht stellte ungeachtet der Besitzverhältnisse jüngst fest, dass der Weg öffentlich und damit auch die Brücke wieder zu öffnen sei, zumal die Gemeinde die Sperrung nicht ordnungsgemäß mittels Verkehrsschildes verfügt hatte.

Während nun die Kirchenweg-Befürworter frohlocken, scharren die Gegner mit den Hufen. Die einen beharren auf altem Wegerecht, die anderen betonen den Schutz der Natur. Der Gemeindeverwaltung indes wäre es am liebsten, den Weg zu entwidmen: Zum einen brauche man ihn gar nicht, zum anderen sind hinsichtlich der Brücke Eigentums- und Haftungsfragen völlig ungeklärt. Schnitzler jedenfalls befürchtet einen endlos scheinenden Rattenschwanz an Verfahren. Doch auch im Gemeinderat herrscht bislang keine Einigkeit. Der Kirchenweg-Konflikt, der teilweise wohl auch auf jahrzehntealten Animositäten im Dorf beruht, hat zu Verwerfungen geführt: Auf der einen Seite CSU und ÜWG, auf der anderen die Mehrheitspartei PWG, der auch der Bürgermeister angehört.

Der Gemeinderat muss nun entscheiden, ob er bis Mitte Dezember Widerspruch gegen das Gerichtsurteil einlegt oder sich auf ein mindestens ebenso langwieriges Verfahren mit den Grundbesitzern einlässt. Möglicherweise, weiß Schnitzler, "ist das Problem erst gelöst, wenn wir's bis zum Letzten austragen".

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