Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Der "Silver Beach" vom Wörthsee

Manfred Zobel betreibt einen Food-Trailer an der Maistraße in Wörthsee und versorgt Badegäste mit Getränken, Eis und kleinen Gerichten.

Von Christine Setzwein

Das Teil blinkt und blitzt wie neu. Ist es auch. Manfred Zobel hat den silbernen Anhänger extra gekauft für den Wörthsee. Jetzt steht der Trailer am Badeplatz Maistraße und versorgt Badegäste mit Getränken, Eis und kleinen Gerichten.

"Mhm, das riecht so gut", sagt der Knirps, der gerade von seinem Vater eine Crêpe bekommen hat. Crêpes süß oder herzhaft, mit Zimt und Zucker, mit Marmelade oder Nutella, mit Schinken und Käse oder mit Lachs bietet Manfred Zobel in seinem "Silver Beach" an. Es gibt nichts, was stark riechen würde wie Steak oder Bratwurst vom Grill. "Der Trailer ist auf die Nachbarschaft angepasst", sagt Zobel und meint damit, dass er keinen Ärger mit den Anliegern haben will. Die sind gebrannte Kinder, seit der Vorpächter sie mit lauter Musik bis in die Morgenstunden um ihre Nachtruhe brachte.

Der 49-Jährige stammt aus der Seefelder Bäckerfamilie Zobel. "Unsere Familie hat seit 300 Jahren mit Lebensmitteln zu tun", erzählt er. Johann Melchior Zobel, war 1729 in Thüringen als Weißbäcker im Zunftbuch eingetragen, 1961 floh Ernst Zobel in den Westen, 1973 zog es ihn mit seiner Frau Annemarie nach Seefeld, wo sie die Bäckerei am Marienplatz in Oberalting vom Bäckermeister und damaligen Bürgermeister Max Gassner zunächst pachteten und 1979 kauften. Ernst Hans Zobel ist heute der Bäcker in zehnter Generation, und auch sein Bruder Manfred hat mit Lebensmitteln zu tun. Er betreibt in München ein Event- und Cateringunternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr stand Zobel mit einem seiner Silver-Beach-Anhänger auf dem Campingplatz Pilsensee, sprang für den erkrankten Kiosk-Pächter ein. Als er erfuhr, dass die Gemeinde Wörthsee einen Food-Truck für den Badeplatz Maistraße suchte, bewarb er sich und erhielt den Zuschlag. Voraussetzung: Er muss die Toiletten und die Badewiese sauber halten. Strom und Wasser muss er sich selber organisieren.

Die drei Kioske im Gemeindegebiet Wörthsee werden immer wieder mal zum Politikum. Jüngst war es der "Il Kiosko", weil feierwütige Jugendliche auf der Liegewiese ganze Nächte Lärm machten und unzählige Flaschen und Scherben hinterließen. Seitdem der Gemeinderat ein Alkoholverbot ab 22 Uhr verhängt hat und ein Security-Dienst aufpasst ist es ruhiger geworden.

Der Kiosk am Badeplatz Rossschwemme ist in die Jahre gekommen und muss eigentlich neu gebaut werden. Und mit den Pächtern an der Maistraße, dem kleinsten Badeplatz, hatte die Gemeinde in den vergangenen Jahren wenig Glück.

Manfred Zobel will es besser machen. Vor seinem "Silver Beach" gibt es nur ein paar Stehtische, keine Stühle. Auch auf Musik verzichtet er. Geöffnet hat er bis Mitte September täglich von 10 bis 19 oder 20 Uhr. Demnächst will er auch Salate und Würstel mit Semmel anbieten. Nur nichts, was zu sehr riecht. "Ich will mir das Vertrauen der Nachbarn erarbeiten", sagt er.

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Quelle:
SZ vom 16.08.2021
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