Pandemie:Dicke Luft

Pandemie: Solche Luftreinigungsgeräte sollen in Klassenzimmern die Corona-Viren herausfiltern. Ihr Nutzen ist allerdings umstritten.

Solche Luftreinigungsgeräte sollen in Klassenzimmern die Corona-Viren herausfiltern. Ihr Nutzen ist allerdings umstritten.

(Foto: Claus Schunk)

Im Landkreis Starnberg gehen die Debatten über Reinigungssysteme für Schulen auch mitten in den Ferien weiter. Die Skepsis ist zum Teil groß.

Von Michael Berzl

Knapp vier Wochen sind es noch, bis nach den Sommerferien wieder der Unterricht in den Schulen beginnt. Gleichzeitig steigt die Sieben-Tage-Inzidenz stetig an. Eltern im ganzen Landkreis befürchten daher, dass vom Herbst an ihre Kinder wieder nur zeitweise zur Schule gehen dürfen, teilweise aber wieder zu Hause lernen sollen. Sie setzen große Hoffnungen auf Lüftungssysteme, die Klassenzimmer von Corona-Viren befreien sollen. Doch über die Anschaffung solcher Geräte wird in den Kommunen kontrovers diskutiert, zuletzt in Feldafing, demnächst in Gauting. Und die Zeit drängt.

Um eventuell noch pünktlich zum Schulbeginn mobile Raumluftreiniger in Klassenzimmer, Hort und Kindergärten einbauen zu können, hatte der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim (FW) am Dienstag eigens eine Sitzung in der Sommerpause angesetzt. Mit Blick auf die aktuelle Diskussion, ob die Geräte alle Virenschutzanforderungen erfüllen, hat der Gemeinderat beschlossen, ein Fachbüro einzuschalten, das den Nutzen überprüfen und darlegen soll, welche Lösungen in Frage kommen. Es gebe ein großes Angebot, aber keine eindeutige Empfehlung.

Bürgermeister Sontheim kritisiert eine Empfehlung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu dem Thema als politischen Aktionismus. "Das ist rausgeschmissenes Geld", sagte er. Trotz der Luftreiniger müsse regelmäßig gelüftet werden und es gebe keine Garantie, dass Kinder in bestimmten Fällen nicht trotzdem in Quarantäne müssten oder die Schule sogar geschlossen werde. "Es ist vollkommener Wahnsinn, uns mit den Geräten etwas vorzugaukeln", findet Sontheim. Die Geräte würden zwar bezuschusst, allerdings müssten sie dann mindestens drei Jahre lang laufen müssen. Niemand wisse aber, wie lange die Geräte benötigt werden.

Laut Sontheim werden die mobilen Anlagen in vielen Gemeinden kritisch gesehen. Auch die Leiterin der Feldafinger Grundschule ist nach seinen Worten nicht von der Notwendigkeit überzeugt. Sie befürchte zudem einen hohen Lärmpegel. Sie habe mit regelmäßigem Lüften gute Erfahrungen gemacht. Ähnlich sehe es das Rote Kreuz als Betreiber von Kindergärten, sagte Sontheim in der Sitzung. Die bessere Lösung wäre seiner Ansicht nach der Einbau einer zentralen Lüftungsanlage, was auch der Gemeinderat einhellig unterstützte. Die Gemeinde müsste etwa 350 000 Euro in die Grundschule investieren. Nun soll das Planungs- Erschließungs- und Wirtschaftsförderungsunternehmen (PEWU) Informationen zu nachhaltigen Geräten einholen. Testweise sollen außerdem zwei sogenannte CO₂-Ampeln eingesetzt werden, die anzeigen, wann gelüftet werden soll.

Der Ferienausschuss des Gautinger Gemeinderats befasst sich am kommenden Dienstag mit dem Thema. Ein Fachmann soll dann verschiedene Lüftungsvarianten für die Schulen vorstellen.

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