Öffentliche Verkehrsmittel im Landkreis:Grüne Welle auf Knopfdruck

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Per Knopfdruck können die Busfahrer in Seefeld nun Ampeln auf Grün schalten. (Foto: Arlet Ulfers)

In Seefeld fahren die ersten Busse im MVV-Gebiet außerhalb von München, die rote Ampeln umschalten und deshalb pünktlicher sein können. Der Nahverkehr soll so attraktiv werden, denn die Fahrgastzahlen sind in der Pandemie eingebrochen.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Busfahrer Nicola Lazzaro bringt es auf den Punkt: "Wenn du eine halbe Minute an der Ampel stehst, hast du schon verloren." Diese halbe Minute kann die Ursache dafür sein, dass die Fahrgäste der Buslinie 924 ihre S-Bahn verpassen.

Doch seit gut zwei Monaten kommt das kaum mehr vor: In der Gemeinde Seefeld läuft ein Pilotprojekt mit dem sperrigen Namen "Busbevorrechtigungssystem". Es bedeutet, dass die Busfahrer der Linien 923, 924 und 928 die zwei Ampeln an der Staatsstraße per Knopfdruck auf Grün schalten können. "Das klappt super", freut sich Lazzaro. Wenn die Busse pünktlicher sind, sind auch die Fahrgäste zufrieden. Angesichts dramatisch gesunkener Fahrgastzahlen in der Pandemie "müssen wir um Fahrgäste werben", sagt Landrat Stefan Frey (CSU), der sich am Dienstag mit dem Seefelder Bürgermeister Klaus Kögel (CSU), der Verkehrsmanagerin des Landkreises, Susanne Münster, dem Betriebsleiter der Firma Geldhauser, Norbert Rudzki, und dem ÖPNV-Beauftragten der Gemeinde Seefeld, Oswald Gasser, das neue ÖPNV-Busbeschleunigungssystem demonstrieren ließ.

Pünktlich um 10.33 Uhr startet Nicola Lazzaro seinen Bus mit der Gruppe an Bord. Den "Drücker" darf der Landrat bedienen. 200 Meter vor der Ampel an der Kreuzung der Staatsstraßen 2070 und 2068 muss er Knopf 2 drücken, damit die Ampel Grün zeigt und der Bus nicht halten muss. Der 924er verbindet Seefeld mit dem S-Bahnhof Hechendorf, von Montag bis Freitag, von 5.53 Uhr in der Früh bis 21.13 am Abend, alle 20 Minuten. Auf dem Rundkurs bedient er acht Haltestellen. Dafür hat er genau zwölf Minuten Zeit. Das zweite Mal darf Landrat Frey an der Kreuzung Mühlbachstraße/St 2068 drücken. Ein bisschen spät, das Grün lässt auf sich warten, aber noch liegt Lazzaro im Zeitplan. Dafür versperrt ein Lkw die Zufahrt in die Bahnhofstraße. Das kann ein Problem werden, denn vor der Endhaltestelle S-Bahnhof ist eine Schranke, die sich schließt, bevor die S 8 Richtung Herrsching kommt. Doch der Bus erreicht sein Ziel pünktlich um 10.45 Uhr. "Das war ein Spaß", lautete das Fazit des Landrats.

Landrat Stefan Frey durfte es bei der Live-Demonstration ausprobieren und hatte sichtlich Spaß daran. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Landkreis Starnberg ist der erste im MVV-Gebiet, der dieses Beschleunigungssystem einführt, in München läuft es schon länger. Die Idee dazu hatte Oswald Gasser schon vor fünf Jahren, im vergangenen Jahr wurde das Pilotprojekt für Seefeld genehmigt. Und ohne langwierige Gutachten umgesetzt, "kostengünstig und effektiv", sagt Verkehrsmanagerin Münster. "Wir haben uns einfach getraut." 15 000 Euro wurden für zehn Drücker, den Umbau und die Programmierung der zwei Ampelanlagen gezahlt. Eine Investition, die wieder mehr Fahrgäste in den ÖPNV locken soll. "Wir haben in den vergangene Jahren ein attraktives Bussystem aufgebaut, aber die Leute fahren immer noch zu viel Auto", sagte Landrat Frey. Je pünktlicher die Busse fahren, desto attraktiver würden sie, so die Hoffnung. Die Sicherheit der Fahrgäste sei dank Luftfiltern, Lüften und Maskenpflicht gewährleistet.

Seefeld soll nicht die einzige Kommune im Landkreis mit Grüner Welle für Busse bleiben "Wir werden auch weitere Gemeinden prüfen, ob das Beschleunigungssystem dort sinnvoll ist", kündigt Münster an und nannte Gilching. Starnberg komme so schnell nicht infrage. Wegen der stark befahrenen B2 brauche es da eine größere Untersuchung.

"Wir brauchen aber auch endlich den durchgehenden 20-Minuten-Takt bis Herrsching", forderten Gasser und Bürgermeister Kögel am Dienstag. "Da arbeiten wir dran", sagte Landrat Frey. Auch in Tutzing müsse die S 6 alle 20 Minuten fahren, sagte Münster. "Wir werden den Druck auf das Verkehrsministerium aufrecht erhalten."

Druck macht der Landrat auch beim Thema Anbindung Oberpfaffenhofen an die S 8 . Dort arbeiten mittlerweile 7000 Menschen, die meisten Pendler. Vor vielen Jahren hielt die S-Bahn dort am Bahnhof Weichselbaum. Wenn es nach Frey geht, heißt der Halt künftig "Campus Oberpfaffenhofen".

© SZ vom 19.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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