Starnberger See:Mysteriöses Schwert

Starnberg: Übergabe historisches Schwert ans Starrnberger Museum

Schwert mit historischem Wert: Landrat Stefan Frey, 2. Bürgermeisterin Angelika Kammerl und Museumschef Benjamin Tillig (v.li.) bei der Übergabe.

(Foto: Nila Thiel)

Das Museum Starnberger See erhält eine bisher im Landratsamt gehütete Waffe aus dem 19. Jahrhundert, an dem sich Fachleute schon die Zähne ausgebissen haben.

Von Laura Höring

Selbst wenn sie es gewollt hätten - mit diesem Schwert lässt sich kein Kampf mehr bestreiten. Aber Landrat Stefan Frey und die Zweite Bürgermeisterin von Starnberg, Angelika Kammerl, kamen ohnehin in friedlicher Mission und übergaben eine rund einen Meter lange Blankwaffe aus dem 19. Jahrhundert ans Museum der Stadt. Das gute Stück gibt Fachleuten Rätsel auf. Kammerl formulierte es so: "Unser städtisches Museum wird damit wieder um ein wertvolles Stück reicher, auch wenn es hinsichtlich der historischen Einordnung noch offenen Fragen gibt."

Bauarbeiter hatten im Jahr 2004 die heute nicht mehr ganz kriegstaugliche Waffe zufällig bei Ausschachtungsarbeiten auf einem Areal unweit der evangelischen Kirche am Georgenbach entdeckt. Anschließend wanderte der Fund zunächst zur Restauration zum Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und wurde dann in einer Vitrine des damaligen Landrats Heinrich Frey ausgestellt .

"Mein Vater hat eine Leidenschaft für archäologische Funde und hat sich deshalb sehr über die Schenkung gefreut", sagt sein Sohn und heutiger Landrat Stefan Frey. Heinrich Freys Nachfolger, Karl Roth, gab dem Schwert dann einen weniger prominenten Platz, der heutige Landrat Stefan Frey fand die Waffe eingemottet im Schrank des großen Sitzungssaals in der Kreisbehörde. Schließlich fiel der Beschluss, das historische Stück an den Leiter des Museums Starnberger See zu übergeben, an Benjamin Tillig. "Es gehört einfach nicht in ein Büro", findet Frey, "es wurde in der Stadt gefunden und soll jetzt an diese zurückgegeben werden".

Der historische Hintergrund der Waffe konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Nach der ersten Untersuchung erklärte Walter Irlinger vom Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 2007, dass es ihm ein Rätsel sei, wie das Stück nach Starnberg gekommen ist. Es gebe keine ähnlichen Fundstücke im Landkreis, auch seien in Starnberg keine Truppen stationiert gewesen.

Schwierigkeiten bereitet auch die Tatsache, dass der Griff der Waffe fehlt. Dadurch kann das Fundstück weder einem bestimmten Regiment noch einer bestimmten Zeit zugeordnet werden. Zur besseren Einordnung hat sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege vor der Übergabe an das Museum noch einmal mit dem Schwert befasst und auch eine fachliche Expertise des Bayerischen Armeemuseums eingeholt. Von dort wird nun die bisherige Vermutung so gut wie ausgeschlossen: dass es sich bei dem Fundstück um einen Pallasch, also eine Hieb- und Stichwaffe mit gerader Klinge, aus dem 18. Jahrhundert handeln könnte. Denn eindeutige Merkmale fehlten.

Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes und wegen des fehlenden Griffs konnte jedoch auch nicht festgestellt werden, um was für eine Blankwaffe es sich nun tatsächlich handelt. Zur Herkunft teilt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit, der Erhaltungsstand spreche dafür, dass dieses Schwert nicht einfach nach einem Kampf liegen geblieben sei. Vielmehr könnte die Klinge schlicht entsorgt worden sein, nachdem der Eigentümer zuvor noch alle brauchbaren Teile entfernt hatte. Während die vermutlich aus Messing bestehenden Elemente als Altmetall sozusagen recycelt worden seien, habe es für die Eisenklinge wohl keine Verwendung mehr gegeben, glauben die Experten. Sie sei deswegen zur Entsorgung vergraben worden.

Starnberg: Übergabe historisches Schwert ans Starrnberger Museum

Die Schenkungsurkunde unterzeichnet Landrat Stefan Frey. Das Schwert soll weiter untersucht und dann im Museum ausgestellt werden.

(Foto: Nila Thiel)

Die Wissenschaftler vermuten, dass das Schwert irgendwann nach der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Boden gelangte, da das Stadtgebiet nördlich der Fundstelle seit dem mittleren 19. Jahrhundert baulich erschlossen wurde. "Es könnte natürlich auch die Trophäe eines Soldaten, ein Geschenk oder Ausdruck von Nationalstolz gewesen sein, das den Weg des Schwertes an den Starnberger See geführt hat", sagte Benjamin Tillig, "das sind jedoch alles Spekulationen." Er und sein Team wollen der Herkunft des Schwertes in den nächsten Monaten weiter auf den Grund gehen. "Wir freuen uns, die Schenkung in die Sammlung aufzunehmen. Es ist ein besonderes Objekt, dessen Geschichte noch genauer zu erforschen ist. Dazu stehen wir in Kontakt mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und sind gespannt, was es erzählen kann", meinte Tillig. "Das Großartige ist, dass man an dem Stück sieht, dass es so etwas wie regionale Geschichte gar nicht gibt, es ist Teil der Weltgeschichte." Nach abgeschlossener Untersuchung soll das Objekt im Museum ausgestellt werden.

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