Gesundheit:Starnberger Krankenhaus hat neuen Chefarzt

Starnberg KKH, Chefarztwechsel

Florian Krötz (rechts) beerbt Peter Trenkwalder (links) als Chefarzt. Der Wechsel sei vor drei Jahren eingefädelt worden, sagt Klinikchef Heiner Kelbel.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Kardiologe Florian Krötz will "Innere Medizin mit Herz" betreiben. Er löst Peter Trenkwalder ab, der die Medizinische Klinik 20 Jahre prägte.

Von David Costanzo

Er legt sich schon als Bub auf seinen Lebensweg fest. Florian Krötz ist 14 Jahre alt, als sein Vater Joachim den Chefarztposten einer Klinik in Baden-Württemberg übernimmt und am plötzlichen Herztod stirbt. Von da an will Krötz seine Laufbahn dem Kampf gegen den Infarkt widmen. Nun steigt Krötz im Alter von 48 Jahren in die gleiche Position wie einst sein Vater auf, er wird Chefarzt der Medizinischen Klinik am Starnberger Klinikum. Damit geht, wie er sagt, "ein berufliches Lebensziel in Erfüllung".

Der Kardiologe gilt als Herzkatheterexperte, er hat das Labor im Krankenhaus vor neun Jahren mit aufgebaut. Mit feinsten Instrumenten dringen Ärzte dabei ins Innerste vor. Doch Krötz will dabei mehr im Blick haben als eine Pumpe, die durchschnittlich 4,9 Liter Blut pro Minute durch die Adern schiebt, will Apparate nicht losgelöst von der übrigen Heilkunst und den Patienten nicht bloß als Organ betrachten - was heutzutage gegen den Trend in den Kliniken sei, wie er sagt, "leider".

Für seine Abteilung mit 113 Betten und 6000 Patienten im Jahr hat er darum die doppeldeutige Devise ausgegeben: "Innere Medizin mit Herz". Jeden Tag sei er froh, dass er in einem Haus in kommunaler Trägerschaft arbeite, dem es zumindest nicht ausschließlich auf betriebswirtschaftliche Ergebnisse ankomme. Dahinter könne er auch ethisch stehen - und er wundert sich sogleich über sein Pathos. Jedenfalls dürfe so etwas nicht bloß auf der Internetseite einer Klinik stehen, es soll Grundlage der Ausbildung künftiger Ärzte sein. Krötz, der am Deutschen Herzzentrum in München promovierte und Erfahrung am Texas Heart Centre in Houston sammelte, der größten Herzklinik der Welt, lehrt als Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität.

Die Ausbreitung des Coronavirus hat seine Arbeit zuletzt sehr geprägt. Krötz fungiert als Pandemiekoordinator der Kliniken im Landkreis, überwacht Betten, Intensivstationen, Beatmungsgeräte und Reserven. Bis zu drei Viertel seiner Arbeit widmet er der Infektion, die nun "von allen Ecken her" kommt, weil die Übertragungswege nicht mehr nachvollziehbar seien. Der Mangel an Masken und Kitteln sei mittlerweile behoben, der an Pflegepersonal nicht. Wenn deutlich mehr Patienten in die Klinik drängten, und das erwartet Krötz, könnte das Haus in Schwierigkeiten geraten. Zumal die Pflege die Mitarbeiter psychisch belaste.

Wenn wieder normalere Zeiten einkehren, weiß Krötz, dass ihm für die Arbeit am Patienten weniger Zeit verbleibt und mehr in die Verwaltung geht. Doch er stemmt sich noch gegen die Einschätzung seines Vorgängers Peter Trenkwalder, der an guten Tagen die eine Hälfte seiner Arbeitszeit mit Patienten und die andere am Schreibtisch verbrachte. Nicht umsonst habe Klinikchef Thomas Weiler immer betont: "Als Chefarzt ist man nicht mehr nur Arzt." Etwas mehr Arzt hofft Krötz zu bleiben - mit 60 zu 40 Prozent zugunsten der Patienten.

Trenkwalder verlässt die Klinik im kommenden Februar, weil er die Rentengrenze erreicht. Vor 40 Jahren hat er dort angefangen, die vergangenen 20 Jahre leitete er sie. Er rangiert seit Jahren auf den Bestenlisten seiner Disziplin, was für Häuser wie Starnberg keine Selbstverständlichkeit sei, sagte Geschäftsführer Heiner Kelbel. Trenkwalder habe "die schlechten, die guten und die sehr guten Zeiten" der Klinik erlebt und aus dem dümpelnden Kreiskrankenhaus eine angesehene Klinik gemacht.

Der scheidende Chefarzt blickt in Zahlen zurück. 13,1 Tage seien Patienten im Schnitt vor 20 Jahren im Krankenhaus gelegen, heute sind es 6,8 Tage, aufgrund komprimierter und technisierter Medizin und einer Abrechnung nach Fall, nicht nach Behandlungszeit. Überstunden gehörten früher zum Berufsbild, sagt Trenkwalder, heute gebe es Arbeitszeitgesetze. Statt anfangs drei Oberärzte und sieben Assistenzärzte kümmern sich derzeit bis zu acht Oberärzte und 25 Assistenzärzte um die Patienten. Die Starnberger Klinik sei eine von vielleicht einem Dutzend in Bayern, die zumindest bei den Ärzten nicht unter einem Personalmangel litten.

Wichtig seien ihm die Vernetzung der Angebote etwa mit niedergelassenen Ärzten und eine Spezialisierung gewesen - etwa im Herzkatheterlabor, das er seinerzeit seinem Nachfolger Krötz anvertraute. Andere Kliniken seien verkauft, privatisiert oder geschlossen worden - das gute, alte Kreiskrankenhaus bestehe unverändert. Dass die Landräte in diesen Jahrzehnten die Klinik nie in Frage gestellt hätten, habe ihm viele schlaflose Nächte erspart. Trenkwalder wird den Arztkittel nicht ablegen, sondern halbtags in einer Praxis im Landkreis sowie als Gutachter weiter arbeiten.

Das Familiäre ist seinem Nachfolger wichtig. Krötz ist verheiratet, hat drei Söhne vom Grundschul- bis ins Teenageralter und segelt gern auf Ammersee und Starnberger See. Die 800 Mitarbeiter der Klinik, die kenne er schon alle.

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