Gauting:Britische Corona-Mutante B.1.1.7 im Kindergarten

Corona-Schnelltest

Mit freiwilligen Schnelltests will der BRK den Mitarbeiterinnen mehr Sicherheit geben.

(Foto: imago images/Jochen Tack)

Das Gesundheitsamt schickt nur eine Gruppe in Quarantäne, lässt die Einrichtung aber geöffnet. Dann melden sich alle Erzieherinnen krank.

Von Astrid Becker

Petra Heike ist fassungslos. Sie arbeitet als Erzieherin im Gautinger BRK-Kindergarten "Sonnenschein". Am Donnerstagvormittag war bei ihrer Kollegin die britische Mutante des Coronavirus diagnostiziert worden. Während die Kollegin sich sofort in Quarantäne begeben musste, durfte sie als unmittelbare Kontaktperson zunächst noch weiterarbeiten.

Auch die zwölf Kinder ihrer gemeinsamen Gruppe wurden nicht sofort nach Hause geschickt. "Im Gegenteil: Bei den Behörden wurde bis zum Abend über das weitere Vorgehen herumdiskutiert." Das Ergebnis: Die betroffene Gruppe und Erzieherin Petra Heike wurden in Quarantäne geschickt, der Kindergarten aber durfte weiterhin geöffnet bleiben. Er ist es aber nicht. Die Erzieherinnen haben sich geschlossen krankgemeldet - und ohne Personal kein Betrieb.

"Ich finde es unverantwortlich, Stege zu schließen, aber unseren Kindergarten nicht - noch dazu, weil es sich bei uns um die britische Mutante handelt", sagt Heike. Das Landratsamt begründet seine Entscheidung mit den "strikten Vorgaben des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege". Demnach komme eine komplette Schließung eines Kindergartens nur dann in Betracht, wenn sich Gruppen nicht trennen ließen, teilt die Kreisbehörde auf Anfrage mit.

Im "Sonnenschein" gibt es drei Gruppen mit insgesamt derzeit 32 Kindern. Laut BRK-Kreisgeschäftsführer Jan Lang habe man ähnlich wie im Pflegeheim Garatshausen frühzeitig, noch bevor es klare Anweisungen dazu gab, auf strikte Hygieneregeln wegen Corona geachtet: "Trotzdem konnten wir einen Ausbruch nicht vermeiden." Er habe daher Verständnis für seine krankgemeldeten Erzieherinnen, sagt er, auch wenn er damit rechne, dass sie am Montag nach einem negativen Testergebnis wieder arbeiten könnten.

Auch Heike bestätigt, wie vorsichtig man gewesen sei, aber: "Wir haben nur eine Personaltoilette, nur eine Personalküche, man begegnet sich zwangsläufig." Für sie ist daher klar: Zumindest ihre Gruppe und sie selbst hätten "nicht erst nach Stunden, sondern sofort in Quarantäne geschickt werden müssen". Schließlich breiteten sich die Corona-Mutanten immer weiter aus, sagt sie.

Die Zahlen, die das Landratsamt dazu vorlegt, geben ihr recht. Mittlerweile sind demnach 20 Mutanten-Fälle im Kreis bekannt: 18 mit der britischen Variante B.1.1.7 und ein Fall mit der brasilianischen P1 sowie einer, bei dem es sich laut Kreisbehörde um eine "nicht differenzierbare" Mutante handelt. Um eine weitere Ausbreitung des Virus - trotz derzeit niedriger Sieben-Tage-Inzidenz - zu vermeiden, hatte das Landratsamt am Donnerstag überraschend die Schließung der Stege angeordnet. Dieses Vorgehen sei aber nicht mit dem "Kindergartenfall" zu vergleichen.

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