Landkreis Starnberg:Kreissparkasse setzt trotz Schließung auf treue Kunden

Landkreis Starnberg: Die Kraillinger Bankfiliale steht vor dem Aus: Der Seniorenbeirat fordert nun zumindest einen Geldautomaten in der Ortsmitte.

Die Kraillinger Bankfiliale steht vor dem Aus: Der Seniorenbeirat fordert nun zumindest einen Geldautomaten in der Ortsmitte.

(Foto: Sophie Linckersdorff)

Das Kreditinstitut verteidigt die Auflösung von 14 Filialen und sieht darin kein großes Problem, der Seniorenbeirat Krailling hingegen spricht von einem Paukenschlag.

Von Iris Hilberth

Sparkassen-Kunden ärgern sich über die Schließung von Filialen, der Vorstand des Geldinstituts spricht dagegen beschönigend von "Anpassung der Standorte". Andreas Frühschütz sieht in der Entscheidung, in Krailling und am Haarer Jagdfeldring zwei Standorte ganz dicht zu machen und zwölf Filialen in den drei Landkreisen durch Bankautomaten zu ersetzen, kein großes Problem. Beim Bilanzpressegespräch am Dienstag sagte der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse München, Starnberg, Ebersberg: "Diese kleineren Geschäftsstellen waren zur Kontaktreduzierung wegen Corona seit November geschlossen, die Kunden konnten sich daran gewöhnen."

Der neu gegründete Seniorenbeirat Krailling sieht das anders. In einem Brief an Frühschütz fordert die Vorsitzende Karin Wolf das Kreditinstitut auf, wenigstens einen Geldautomaten-Standort in der Kraillinger Ortsmitte einzurichten. Auch Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) stehe hinter dieser Forderung. Schließlich sollten Kundenorientierung und Kundennähe keine Worthülsen bleiben, so Wolf. Und die Bank habe es ja auch im benachbarten Stockdorf geschafft, einen solchen Service anzubieten. Die Schließung der Kraillinger Filiale bezeichnet Wolf als "Paukenschlag" gerade für ältere Sparkassen-Kunden. Ihren Angaben nach ist ein Viertel der knapp 8000 Einwohner in der Gemeinde älter als 65 Jahre, zehn Prozent seien über 80.

Die Digitalisierung habe auch bei den Kreissparkassen im vergangenen Jahr einen weiteren Schub erfahren, so Frühschütz. Wie viele Kunden wegen der Pandemie aufs Online-Banking umgestiegen sind, konnte der Vorstandsvorsitzende zwar nicht sagen; mittlerweile würden aber zwei von drei Sparkassen-Kunden ihre Bankgeschäfte am Computer oder am Smartphone abwickeln. Viele Beschwerden wegen der vor zwei Wochen angekündigten Schließung von Filialen oder deren Umwandlung auf Selbstbedienung hat es dem Vorstand zufolge nicht gegeben. "Es gab keinen Sturm, ein oder zwei Beschwerden am Tag", so die Lesart. Die Erfahrung zeige, wer die Sparkasse auf digitalem Weg erreichen könne, nehme den Service und die einfache Beratung in den Filialen und Geschäftsstellen kaum noch in Anspruch.

Laut Frühschütz sind zwar eher die Älteren mit dieser Entwicklung unzufrieden, aber auch Senioren, selbst über 80-Jährige, seien mittlerweile auf das Online-Banking umgestiegen. "Meist sind sie von ihren Enkeln getrieben und können nur so mit ihnen Kontakt halten. Und dann nutzen sie die Geräte eben auch für ihre Bankgeschäfte", so der Vorstandsvorsitzende. Viele seien mit ihren Tablets in die Filialen gekommen, um sich das Online-Banking erklären zu lassen, oder hätten sich telefonisch beraten lassen.

Die Filialen werden nach Ansicht des Sparkassenvorstands nur noch für Wertpapierberatung, Wohnbaufinanzierung und Firmenkunden gebraucht. Daher sieht er auch davon ab, Standorte durch Schalter am Kiosk oder in Supermärkten zu ersetzen. "Das ist mit unserem Qualitätsanspruch nicht zu machen, wir wollen keine Bankberatung zwischen Wurst- und Käsetheke", stellt Frühschütz klar. Auch für einen mobilen Sparkassenbus sieht man in der Zentrale am Sendlinger Tor keine Notwendigkeit im dicht besiedelten Großraum München, wo die nächste Filiale höchstens fünf Kilometer entfernt sei. Zur Diskussion standen gemeinsame Geschäftsstellen mit der Volks- und Raiffeisenbank, wie sie in Hessen als Erfolgsmodell gelten; aber auch dieser Idee erteilt der Vorstand eine Absage: "Das sind zwar unsere Lieblingswettbewerber, aber es bleiben Wettbewerber", so Frühschütz.

Dass die über die Filialschließungen verärgerten Kunden zur Konkurrenz abwandern könnten, sei zwar nicht von der Hand zu weisen, doch rechnet der Sparkassenvorstand mit einer "überschaubaren Wechselbewegung". Frühschütz ist überzeugt: "Auch wenn die Bankkunden sich ärgern, sind sie relativ treu." Er verweist auf die Erfahrungen, die man vor einigen Jahren in Sauerlach gemacht habe, als dort die Filiale der Hypovereinsbank schloss und die Sparkasse versuchte, die Kunden zu sich zu lotsen. Gelungen sei dies nur bei 19 von etwa 800 bis 1000.

Betriebsbedingte Kündigungen von Mitarbeitern im Zuge der Filialschließungen schließt der Sparkassenvorstand aus. Insgesamt baut das Unternehmen allerdings Arbeitsplätze ab. Bei seiner Bilanz des Geschäftsjahres 2020 sprach Frühschütz von einem "insgesamt zufriedenstellenden Wachstum" in allen Geschäftsbereichen. Das Kundengeschäftsvolumen, die Summe aus Kundeneinlagen, Kundenkrediten und Wertpapierbeständen in den Kundendepots, sei um 868 Millionen Euro (3,7 Prozent) gestiegen und habe zum Jahresende 24,1 Milliarden Euro betragen. Während sich die Einlagen privater Kunden erhöhten, zogen Unternehmen und Kommunen Geld ab. Im Kreditbestand konnte die Sparkasse mit einem Wachstum um 5,4 Prozent auf rund 9,2 Milliarden Euro nahezu an die Vorjahresentwicklung anknüpfen. Der Zinsüberschuss geht weiter deutlich zurück, die Zinsspanne ist 2020 um 11,1 Millionen auf 173 Millionen Euro gesunken.

Laut Frühschütz hat die Sparkasse ein ausreichendes Polster, um ihre Kreditvergabe weiter zu sichern. Das Geldinstitut rechnet für heuer mit steigenden Kreditausfällen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: